Christina Rast: «Wer hat meinen Vater umgebracht»

Dienstag, 14.01.2020 – Mittwoch, 11.03.2020

Theater; Performance

Christina Rast
Christina Rast © Yoshiko Kusano

Der Sohn will gesehen werden. Aber das Auge des Vaters meidet seinen Anblick. Der Sohn ist im Begriff, Grenzen zu überschreiten – hin zum Weiblichen, Schwulen, Gebildeten, und das macht ihn für den Vater zum Störfall. Der Sohn wird die ganze Jugend über hoffen, der Vater würde verschwinden. Jetzt, als Erwachsener, ist er auf der Suche nach ihm. Und nach den Ursachen für dessen Zerstörung. Aus der schmerzhaften Erinnerung an eine Kindheit, die von Armut, toxischer Männlichkeit, Homophobie und Bildungsferne geprägt ist, getrieben von der Scham über die proletarische Herkunft, gelingt dem jungen Intellektuellen der Perspektivenwechsel. Édouard Louis verhandelt das individuelle Schicksal seines Vaters als gesellschaftliches Phänomen. Indem er anerkennt, dass die Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Klasse nicht nur für seinen Vater ein Urteil bedeutet, kann der Sohn die Opferrolle verlassen und wird zum Ankläger.

Die im deutschsprachigen Raum inszenierende Schweizer Regisseurin Christina Rast wurde in Österreich bekannt mit den Grazer Uraufführungen "Der Wiederaufbau des Haider-Denkmals" und "Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend" von Oliver Kluck. Große Beachtung fand auch ihre Adaption des Wende-Romans von Peter Richter "89/90" am Staatsschauspiel Dresden.

noch bis 11. März 2020 im Volkstheater Wien

Ort: Volkstheater, Arthur-Schnitzler-Platz 1, 1070 Wien