Risikomanagement bei Naturgefahren durch Kapazitätsaufbau und verstärkte Zusammenarbeit

Projekt abgeschlossen
Aufnahme der Vogelperspektive eines überschwemmten Ortsteils in den USA, Personentransport in Booten.
Von «Katrina» verursachte Orkanschäden in den USA 2005. © AP

Die Verminderung des Naturkatastrophenrisikos ist eine wesentliche Voraussetzung, um einen besseren Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten. Die Schweiz verfolgt dieses Ziel 2014 im Rahmen ihres Vorsitzes der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Hochkarätige Konferenzen und praktische Schulungen stehen auf dem Programm.

  

Land/Region Thema Periode Budget
Osteuropa und GUS
Andere
Nicht spezifizierter Sektor
01.01.2013 - 31.12.2015
CHF  4’000’000

Investitionen in ein integrales Risikomanagement stärken die Widerstandskraft der Bevölkerung und ihre Fähigkeit, Naturkatastrophen zu bewältigen; zudem tragen sie dazu bei, dass Risiken erkannt und geeignete Massnahmen ergriffen werden. Dies entspricht dem Ziel der Schweiz, die allgemeinen Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Im Rahmen ihres OSZE-Vorsitzes 2014 stellt die Schweiz das integrale Risikomanagement durch Kapazitätsaufbau (capacity building) und Stärkung der internationalen Zusammenarbeit in den Mittelpunkt. Die Schweiz will die Effizienz der Katastrophenprävention, aber auch die humanitäre Bewältigung und den Wiederaufbau nach einer Naturkatastrophe fördern.

Schulungen, um Kapazitäten aufzubauen

Die DEZA setzt sich dafür ein, dass das Problem in den Teilnehmerstaaten der OSZE erkannt und verstanden wird und dass regionale Schulungen für die Prävention, die Vorbereitung auf einen Notfall und dessen Bewältigung angeboten werden. Die folgenden Aktivitäten stehen auf dem Programm:

  • Schaffung und Förderung nationaler Plattformen für Risikomanagement-Verantwortliche;
  • Fachschulungen für OSZE-Projektverantwortliche vor Ort, um sie besser auf die Risiken vorzubereiten, die Klimawandel und Umweltschäden mit sich bringen;
  • regionale Schulungen im Südkaukasus und in Zentralasien, um Länderverantwortliche für Naturgefahren zu sensibilisieren, die schwere technische Unfälle bewirken können;
  • Stärkung der lokalen Gemeinschaften und Ortsverantwortlichen bei der Prävention und der Vorbereitung auf Naturgefahren, sowohl auf Regierungs- als auch Nichtregierungsebene gestärkt werden: bei einer Naturkatastrophe werden sie am stärksten betroffen sein.

Es gibt also mehrere Zielgruppen: Nothilfeteams, nationale Länderverantwortliche für Risikomanagement, Projektverantwortliche der OSZE und lokale Gemeinschaften/Ortsverantwortliche.

Risikomanagement bei Naturkatastrophen ist Hauptthema des «Prager Zyklus»

Die Stärkung des Naturkatastrophenmanagements ist auch Thema an der hochkarätigen Wirtschafts- und Umweltkonferenz vom 10. bis 12. September 2014 in Prag. Im Vorfeld finden im Januar und Mai 2014 in Wien bzw. Montreux zwei Vorbereitungstagungen statt. Die DEZA ist aktiv an der Umsetzung der als «Prager Zyklus» bekannten Foren beteiligt. Im Hinblick auf die Konferenz von Prag wird die DEZA eine Erklärung zur Stärkung der Nationen und Gemeinschaften gegenüber Naturkatastrophen erarbeiten, die von den 57 OSZE-Teilnehmerstaaten unterzeichnet werden soll.

Für die Vorbereitungstagung in Montreux organsiert die DEZA «Breakout Sessions» mit Felderkundungen im Wallis organisieren. Eine Gruppe wird sich am Grossen Sankt Bernhard mit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bei Felsstürzen und Schwemmschutt, bei der Lawinensicherung und der Pflege der Wälder als Lawinenschutz auseinandersetzen. Eine zweite Gruppe wird sich natürlichen Risiken (Erdbeben, Überschwemmung, Waldbrand) zuwenden, die zu Schäden an kritischen Infrastrukturen führen können (z. B. chemischen Produktionsstätten oder Spitälern), und die Präventionsmassnahmen beleuchten.

Bedeutung der Katastrophenprävention

Analysiert man die internationale Finanzhilfe für die grossen Katastrophen Anfang des 21. Jahrhunderts, wird klar, dass die meisten Mittel in die Notfallhilfe fliessen. Deutlich weniger wird in die Prävention, die Risikominderung, den Wiederaufbau und die Instandsetzung nach Naturkatastrophen investiert. Wenngleich die OSZE bislang nur ein beschränktes Interesse für die Präventionsarbeit zeigt, wird sie hier eine wichtige Rolle spielen können, zumal die internationale Organisation die wichtigsten Geberländer der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe auf sich vereint.

Auch mit Blick auf die 3. Weltkonferenz für Katastrophenvorsorge (World Conference on Disaster Risk Reduction) 2015 im japanischen Sendai sieht die Schweiz ihren OSZE-Vorsitz als einzigartige Chance, um die Thematik des Risikomanagements bei Naturkatastrophen voranzubringen. Die Schweiz wird sich dafür einsetzen, dass bestehende internationale Partnerschaften und Instrumente gestärkt werden.

Vertrauensverhältnisse schaffen

Am OSZE-Gipfel in Istanbul 1999, der kurze Zeit nach den grossen Erdbeben in der Türkei stattfand, wurde die Notwendigkeit einer verstärkten Koordination zwischen den Teilnehmerstaaten, internationalen Organisationen und NGO ausdrücklich betont. Die internationale Zusammenarbeit im Katastrophenmanagement, die auch Prävention und Vorbereitung einschliesst, ebnet den Weg, um Vertrauensverhältnisse zwischen den Ländern aufzubauen und damit einen Beitrag zur allgemeinen Sicherheit zu leisten.

Gesamtstaatliches Vorgehen

Für die Koordination der internationalen Aktivitäten zur Verminderung des Katastrophenrisikos ist der Bereich Humanitäre Hilfe der DEZA verantwortlich. Die Schweiz verfolgt mithin einen regierungsweiten Ansatz («whole of government approach»), bei dem die verschiedenen Bereiche der DEZA (Humanitäre Hilfe und SKH; Ostzusammenarbeit; Globale Zusammenarbeit - Klimawandel), der Politischen Direktion (Abteilung Sektorielle Aussenpolitiken) und weiterer betroffener eidgenössischer Departemente (Departement für Umwelt/BAFU, Bundesamt für Bevölkerungsschutz/BABS) aktiv in die Überlegungen der Task Force OSZE zur Verminderung des Katastrophenrisikos einbezogen werden.