Mit Steinen und Pflanzen die Risiken von Naturgefahren mindern

Projekt abgeschlossen
Bewohner des Chail-Tals bauen Trockenmauern in Steilhängen, um sich vor Erdrutschen zu schützen.
Bewohner des Chail-Tals bepflanzen Steilhänge und bauen Trockenmauern, um sich vor Erdrutschen zu schützen. ©DEZA ©

Mit fachlicher Unterstützung von Ingenieuren des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) errichten Einheimische im Chail-Tal Schutzverbauungen zur Minderung von Naturrisiken. Während die Schweiz die Experten stellt, ermöglicht das World Food Programm die Bezahlung der Arbeitenden und leistet so einen Beitrag zu ihrem Lebensunterhalt.

Land/Region Thema Periode Budget
Pakistan
Klimawandel & Umwelt
Reduktion von Katastrophenrisiken DRR
01.01.2013 - 31.10.2014
CHF  325’000

Die Schweiz setzt im Nordwesten Pakistans ein Projekt zum Schutz der Bevölkerung vor Erdrutschen um. Einheimische forsten Steilhänge auf und errichten Schutzverbauungen. Die Schweiz reagiert mit diesem Projekt in Zusammenarbeit mit dem World Food Programme (WFP) auf eine Naturkatastrophe, deren Folgen das Leben der Bevölkerung im Chail-Tal bis heute beeinflussen. 

Jahrhundertflut im Jahr 2010

Grosse Teile Pakistans, darunter auch der Swat-Distrikt, waren vom Jahrhundertregen im Jahr 2010 schwer betroffen. Am schlimmsten waren die Folgen der Überschwemmung in den dortigen Bergtälern, so auch im Chail-Tal. Dort lebten die Menschen schon vor dem Ereignis unter schwierigsten Bedingungen. Im Chail-Tal verursachten die grossen Wassermassen nicht nur Überschwemmungen, sondern auch Murgänge und Erdrutsche, welche Häuser, Schulen sowie wertvolles Land zerstörten. Das Unwetter hatte für die Bevölkerung weitere Armut und Ernährungsunsicherheit zur Folge. 

Unter Anleitung des Projektteams errichteten Einheimische Steinmauern, Schutzwälle und Sperren in Wildbächen, um die Hänge zu stabilisieren und Naturrisiken zu minimieren.

Die gebauten Infrastrukturen schützen Farmland, Bewässerungskanäle, Weideland, Strassen zum Markt, Brücken und Wassermühlen, welche für die Lebensgrundlage der Menschen wichtig sind. Bisher wurden 50’000 Wildbach- und Hangverbauungen aus rund 30‘000m³ Material gebaut.

Mit ihrem Lohn können die Menschen Nahrungsmittel auf lokalen Märkten kaufen. So unterstützt die Schweiz die pakistanische Regierung bei der Reduktion von Katastrophenrisiken und leistet zusätzlich mit dem World Food Programm einen Beitrag zur Minderung der Ernährungsunsicherheit im Chail-Tal. Rund 4500 Haushalte profitieren davon. 

Aufforstung für stabilere Bauten

Neben baulichen werden auch sog. ingenieurbiologische Massnahmen umgesetzt. Rund 200‘000 Pflanzen – heimische Frucht- und Nussbäume sowie tiefwurzelnde Buscharten zur Gewinnung von Brennholz – wurden in den letzten drei Jahren neu gezogen. Die Pflanzen verstärken die Steinverbauungen und den Boden. So verhindern sie Erosion und reduzieren die Gefahr für Erdrutsche. In der letztjährigen Monsunzeit haben sich die baulichen und pflanzlichen Massnahmen bereits bewährt.

Vor allem Frauen kümmern sich um die Baumschulen und den Verkauf von Pflanzen. Zudem erhalten sie die Möglichkeit, im eigenen Garten Setzlinge aufzuziehen. Für diese Arbeiten werden sie eigens geschult. Gleichzeitig wird das Bewusstsein für Naturgefahren gefördert und die Gelegenheit zur Besprechung anderer wichtiger Themen wie Hygiene und Gesundheit genutzt. 

Risiken im Alltag mindern

Neben der baulichen enthält das Projekt auch die Komponente Wissensvermittlung im Bereich Risikominderung. 1500 Männer und 850 Frauen wurden bis anhin im Management von Katastrophenrisiken ausgebildet.

Schulungen wie diese haben auch einen Einfluss auf das tägliche Leben der Menschen vor Ort: So waren beispielsweise Ziegen,welche die jungen Sprösslinge frassen bevor sie zu Bäumen auswachsen konnten, um ihren Beitrag zur Stabilisierung des Bodens zu leisten,ein grosses Problem. Ziegen sieht man seit der Sensibilisierung mittlerweile  nur noch selten frei herum laufen. 

Mit einheimischen Fachleuten in die Zukunft

Ein wichtiger Partner der Schweiz ist die pakistanische Regierung, welche das Projekt dank des Erfolgs immer stärker unterstützt. Ziel ist es nun, gemeinsam mit der «Provincial Disaster & Management Authority» (PDMA), die im Chail-Tal angewandte Kombination aus bezahlter Arbeit und der Minderung von Katastrophenrisiken auch in anderen Tälern in der Region Swat umzusetzen.