Nicht nur «flashy» sein, sondern langfristige Lösungen finden
Ein Dialog über Entwicklungszusammenarbeit und die Bedeutung von systemischen Veränderungen - gerade auch im Zusammenhang mit der aktuellen Pandemie: Die Direktorin der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), Patricia Danzi, spricht ein Jahr nach ihrem Amtsantritt mit der «Zeit» vom 8. April 2021 über COVID-19, Partnerschaften und nachhaltige globale Lösungen.
DEZA-Direktorin Patricia Danzi spricht in einem Interview mit der Zeitung «Die Zeit». © Keystone
Ein Jahr ist vergangen, seit Patricia Danzi ihr Amt als Direktorin angetreten hat. Im Interview mit der «Zeit» spricht sie über zentrale Themen der DEZA, die in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen feiert.
Globale Probleme global denken und lösen
Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) gefordert: Sie hat ihre Programme sofort an die neuen Bedürfnisse angepasst, die sich vor Ort ergeben haben. «In Bolivien sahen wir zum Beispiel, dass Frauen im Lockdown öfter häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Zusammen mit NGOs und der Regierung haben wir übers Radio die Nummer einer Helpline verbreitet, um diese Frauen aus der Isolation zu holen.»
Am 13. Mai 2020 hat der Bundesrat zudem einen Zusatzkredit in Höhe von 70 Millionen Franken zur Unterstützung einer globalen Reaktion auf die Pandemie auf der Grundlage der Initiative «Access to Covid-19 Tools Accelerator» (ACT-A) bewilligt.
Patricia Danzi betont, dass die Schweiz zusammen mit der DEZA zu einer Gruppe von 190 Ländern, internationalen Organisationen und Stiftungen gehört, die sich im Kampf gegen das Coronavirus zusammengeschlossen hat, darunter auch Ländern mit niedrigem Einkommen. Sie hätten erreicht, «dass der Preis für Corona-Tests in ärmeren Ländern gesenkt wurde, von 25 Franken auf 2,50 Franken. Oder dass Länder, die es sich nicht leisten können, Impfstoffe zu kaufen, diese aus einem Impf-Pool beziehen können».
Nicht nur in Einzelfälle, sondern auch in systemischen Wandel investieren
Zusammenarbeit ist ein Schlüsselwort in der internationalen Kooperation der Schweiz, nicht nur während der Pandemie. «Wenn wir Partnerschaften eingehen, schauen wir zuerst auf die Bedürfnisse vor Ort, dann auf die Interessen der Schweiz und dann darauf, wo wir einen Mehrwert gegenüber anderen Entwicklungsagenturen haben. » Der Mehrwert der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit ist die Bereitschaft, nicht nur kurzfristig, sondern eben auch in langfristige Projekte zu investieren.
Aber hat die Pandemie nicht die langfristigen Bemühungen der DEZA in verschiedenen Ländern zunichte gemacht? «Nein», antwortet Patricia Danzi, «denn wir haben in die Systeme investiert, etwa in die Gesundheitssysteme. Dafür muss man einen langen Atem haben, es sind keine flashy Projekte, sie dauern acht Jahre, zehn Jahre, aber sie lohnen sich. Ein gutes Gesundheitssystem kann so eine Krise natürlich viel besser abfedern».
Mit Entwicklungspartnern zusammenarbeiten
Um langfristige Ziele zu erreichen, braucht es die gemeinsame Anstrengung aller Entwicklungspartner. Das Ziel ist für alle das gleiche: Die Bekämpfung der Armut. Das Gebot der Nachhaltigkeit gilt für alle. Zur Frage, warum die DEZA mit der Privatwirtschaft zusammenarbeiten will, meint Danzi: «Auch Unternehmen wollen die Armut reduzieren, damit sie neue Märkte erschliessen können. [...] Grosse Unternehmen können es sich heute nicht mehr leisten, sich nicht sozial zu engagieren. Nachhaltigkeit wird zu einem Geschäftsmodell, und die DEZA kann helfen, dies positiv zu beeinflussen».
Das komplette Interview finden Sie in der Rubrik Dokumente.