Mikroversicherungen – Absicherung gegen existenzielle Risiken

Viele Menschen in Entwicklungs- und Transitionsländern leben ohne formelle Absicherung gegen Risiken wie Krankheit, Tod, Ernteausfall, den Verlust von Hab und Gut oder Erwerbslosigkeit. Durch entsprechende Versicherungsangebote können die sozialen und wirtschaftlichen Folgen von Schicksalsschlägen minimiert werden.

Fokus der DEZA

Die DEZA unterstützt die Entwicklung von innovativen Versicherungsdienstleistungen für arme Bevölkerungsgruppen. Sie achtet darauf, dass sich die Angebote an Grundsätzen der Solidarität orientieren, komplementär zu staatlichen Sicherungssystemen aufgebaut und an das finanzielle Leistungsvermögen und die traditionellen Normen der jeweiligen Gesellschaft angepasst sind. Die DEZA arbeitet dazu eng mit lokalen und internationalen Partnern zusammen, insbesondere auch mit Unternehmen der Privatwirtschaft. Im Vordergrund stehen folgende Bereiche:

  • Unterstützung kommerzieller und nicht-kommerzieller Anbieter von Versicherungsdienstleistungen bei der Entwicklung von neuen Produkten, Distributionsstrategien, Kooperationen und Allianzen etc. mit dem Ziel, arme Kundengruppen dauerhaft mit finanziell tragbaren Dienstleistungen zu erreichen
  • Unterstützung von Genossenschaften und Selbsthilfegruppen beim Aufbau und bei der Entwicklung von Versicherungssystemen
  • Unterstützung von Ausbildungsangeboten für die verschiedenen Akteure: Regierung, Versicherungswirtschaft, Zivilgesellschaft und (potenzielle) Kundengruppen

Hintergrund

In Entwicklungsländern verfügen lediglich 5-10% der Bevölkerung über eine formelle Absicherung gegen eine Vielzahl von Risiken, denen gerade arme Menschen in besonderem Mass ausgesetzt sind. Um zu verhindern, dass Krankheit und Unfall, Erwerbsausfälle, Naturkatastrophen oder der Verlust von Eigentum unmittelbar zu Verschuldung und noch mehr Armut führen, sind Dienstleistungen wichtig, die armen Menschen helfen, besser mit Risiken umzugehen und Rückschläge aufzufangen.

Weil in vielen Partnerländern der DEZA staatliche Sicherungssysteme fehlen, gewinnen Kleinstversicherungssysteme – so genannte Mikroversicherungen – zunehmend an Bedeutung. Sie haben zum Ziel, Menschen in prekären Lebensverhältnissen einen gewissen Schutz zu bieten. Sie tun dies mittels Systemen für solidarischen Risikoschutz, die auf klassischen Versicherungsprinzipien beruhen, diese aber für die Bedürfnisse armer Menschen anpassen. Typische Angebote sind meist auf einen begrenzten örtlichen Rahmen oder eine gesellschaftliche Gruppe zugeschnitten. Finanziert werden sie durch relativ geringe Beiträge der Versicherten.

Obschon Mikroversicherungen nur begrenzte Leistungen anbieten können, tragen sie zusammen mit der Möglichkeit regelmässigen Sparens wesentlich dazu bei, Krisen ohne dauerhafte Einkommensverluste und Verschuldung zu überwinden. Ersparnisse und Mikroversicherungen können die wirtschaftliche und gesundheitliche Leistungsfähigkeit der Betroffenen und ihrer Familien verbessern und entscheidend zur Vermeidung von Armut beitragen.

Aktuelle Herausforderungen

Die Entwicklung und Verbreitung von Mikroversicherungen steckt noch in den Anfängen. Trotz ermutigender Erfahrungen mit relativ einfachen Ansätzen wie Kreditversicherungen stellt eine breite, kostendeckende Versorgung von armen Bevölkerungsgruppen eine grosse Herausforderung dar. Neben der angemessenen Ausgestaltung der Dienstleistungspalette, des Risikomanagements oder der Wirtschaftlichkeit der Angebote steht vor allem die Entwicklung von leistungsfähigen Vertriebsnetzen im Vordergrund. Besondere Herausforderungen sind der Schutz gegen Risiken in der Landwirtschaft (Ernteausfälle, Viehkrankheiten) und für Katastrophenfälle. Die Integration von Mikroversicherungssystemen in ein übergeordnetes soziales Sicherungssystem ist mittelfristig ebenfalls wichtig. Weitere Aufgaben sind die Schaffung von günstigen Rahmenbedingungen sowie die Zusammenarbeit mit international tätigen Versicherungen, unter anderem mit dem Ziel der Rückversicherung.