12.01.2022

Ansprache von Bundespräsident Ignazio Cassis, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA, gehalten anlässlich des Empfangs des diplomatischen Corps - Es gilt das gesprochene Wort.

Rednerin/Redner: Cassis Ignazio; Departementsvorsteher, Ignazio Cassis

Herr Nuntius
Frau Nationalratspräsidentin
Herr Ständeratspräsident
Exzellenzen
Meine Damen und Herren

Werte Frau Nationalratspräsidentin, werter Herr Ständeratspräsident: Herzlichen Dank für das Gastrecht im Parlamentsgebäude. Und Ihnen, werter Herr Nuntius und Doyen des Diplomatischen Korps: Danke für die lieben Worte und die guten Wünsche. Aber auch Ihnen allen – werte Exzellenzen – gilt mein Dank: für Ihre Anwesenheit, aber vor allem auch für Ihre Arbeit über das ganze Jahr. Sie helfen mit, die Beziehungen zwischen unseren Ländern auch in anspruchsvollen Zeiten zu pflegen.

Covid-19: mit Geduld aus der Pandemie
Meine Damen und Herren – ich wünsche Ihnen von Herzen ein gutes neues Jahr! Wobei, dieses neue Jahr fühlt sich ziemlich alt an. So sehr wir uns das anders wünschen, prägt die Pandemie noch immer unsern Alltag. Wir alle brauchen mehr Geduld als uns lieb ist. Mehr Geduld als es unserer schnelllebigen Zeiten entspricht.

Aber wir dürfen nicht vergessen, was für Fortschritte wir in den letzten Monaten erzielt haben: Millionen Menschen sind mittlerweile dank der Impfung vor einem schweren Krankheitsverlauf geschützt, jeden Tag werden es mehr. Und jede Pandemie in der Geschichte der Menschheit hat irgendwann ein Ende gefunden.

Geopolitik: zwischen Machtpolitik und gemeinsamen Werten
Sicher ist, dass Covid-19 die Welt zu einem Zeitpunkt getroffen hat, als dieses bereits unter starkem geopolitischen Druck stand. Die durch die rasante Entwicklung der neuen digitalen Technologien vorangetriebene Revolution ist im vollem Gange und niemand weiss, wohin sie uns führen wird. Eine neue Ära wurde eingeleitet. Eine Ära, die Chancen, aber auch Risiken mit sich bringt. Ob Pandemie oder nicht, wir tun gut daran, den aktuellen Zustand der internationalen Beziehungen zu hinterfragen.

Exzellenzen, wir alle spüren es in unserer täglichen Arbeit: Das politische Klima wird rauer. Die internationalen Beziehungen sind geprägt von wachsender Rivalität von Gross- und Regionalmächten. Wir sehen ein Ringen um Einflusszonen, Vertrauenskrisen, eine Erosion der Rüstungskontrolle und leider auch immer wieder die Missachtung des Völkerrechts und der Menschenrechte. Über all dem steht die Konkurrenz unterschiedlicher Wertvorstellungen. Die Staaten sind zwar wirtschaftlich eng verflochten, die gemeinsame Leitidee scheint der Welt jedoch abhandengekommen zu sein. Um die liberale internationale Ordnung, die uns Sicherheit und Wohlstand bringt, steht es nicht gut.

Die Schweiz als Brückenbauerin: Dialog und Wissenschaft als Chance
Es gibt aber keinen Grund, die Welt nur düster zu malen. Ich bin überzeugt, dass die globalen Herausforderungen auch neue Impulse der Zusammenarbeit mit sich bringen. Dass uns weit mehr verbindet, als wir heute manchmal glauben. Und, dass wir gemeinsam Wege finden werden, um das Potenzial der neuen Technologien zum Wohle aller zu nutzen. Ermutigend ist auch, dass wir in den letzten Monaten wieder vermehrt eine Bereitschaft zum Dialog festgestellt haben – wie zum Beispiel letztes Jahr im Rahmen des Gipfels zwischen den USA und Russland in Genf.

Die Förderung des Dialogs ist eine Priorität der Schweizer Aussenpolitik. Wir wollen mit unseren guten Diensten einen Beitrag zu Frieden und Sicherheit leisten. Ich erlebe dabei immer wieder, wie die Neutralität der Schweiz international an Bedeutung gewinnt und die Glaubwürdigkeit unserer Rolle als Brückenbauerin wächst. Wo wir der Weltgemeinschaft bei der Suche nach Lösungen ebenfalls unterstützen können, ist als Gaststaat. In diesem Sinne wollen wir die Position des internationalen Genf weiter stärken und es zu einem globalen Innovations- und Kompetenzzentrum im Bereich des technologischen und wissenschaftlichen Fortschritts werden lassen. Hierzu wurden bereits verschiede Projekte lanciert – zum Beispiel die Stiftung GESDA: der Geneva Science and Diplomacy Accelerator mit Sitz in Genf.

UNO: wirksamer Multilateralismus für nachhaltige Zusammenarbeit
Für unsere gemeinsame Zukunft ist und bleibt aber auch die UNO unverzichtbar. Sie ist die einzige globale Austauschplattform, die uns helfen kann, die anstehenden Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Die Schweiz setzt sich daher für eine wirksame und effiziente UNO ein. Wir unterstützen Reformen der Konfliktprävention, für ein stärkeres UNO-Entwicklungssystems und für moderne Managementmethoden.

Und unter dem Motto «A Plus for Peace» setzt die Schweiz auch ein Zeichen im Rahmen ihrer Kandidatur für den UNO-Sicherheitsrat. 20 Jahre nach dem UNO-Beitritt ist die Schweiz bereit, ihr langjähriges Engagement für Frieden und Sicherheit in diesem wichtigen Gremium fortzusetzen. Ich danke Ihnen bereits heute ganz herzlich für das Vertrauen, dass Sie der Schweizer Kandidatur entgegenbringen.

Zusammenarbeit: auf gemeinsamen Wegen Heimat schaffen
Exzellenzen: «Wo befreundete Wege zusammenlaufen, da sieht die ganze Welt für eine Stunde wie Heimat aus.» Diesen Satz von Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse zitiere ich sehr gerne, hat Hesse doch in meinem Dorf, Montagnola, gelebt. Aber ich zitiere diesen Satz nicht nur, weil er einer wohlklingenden Formulierung dient. Nein, vielmehr verstehe ich ihn als Auftrag. Ein Auftrag an uns alle. Lassen Sie uns zusammenarbeiten, zusammenhalten und so zusammen Heimat schaffen!

Abschliessend darf ich Ihnen und den Staaten, die Sie vertreten, die besten Wünsche des Bundesrates und der Schweizer Bevölkerung überreichen. Aber auch persönlich möchte ich Ihnen meine Wünsche für Frieden, Sicherheit und Wohlergehen überbringen. Vielen Dank für Ihre Arbeit. Und Danke für Ihre Aufmerksamkeit.


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Letzte Aktualisierung 06.01.2023

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