Europäischer Markt für die Schweiz wichtig

Medienmitteilung, 14.11.2014

Biel,  Die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom) pflegt auf technischer Ebene die Zusammenarbeit mit den benachbarten europäischen Ländern. Der europäische Strommarkt wird immer bedeutender für die Schweizer Versorgungssicherheit. Dies wurde im Rahmen des heutigen ElCom-Forums in Biel betont. Das diesjährige Forum war mit prominenten Rednern aus dem In- und Ausland besetzt und fokussierte sich auf den Stromgrosshandel in Europa und der Schweiz. Ebenso präsentierte die ElCom die neusten Daten zum Wechselverhalten der Endverbraucher: Die Tendenz in Richtung Markt setzt sich fort.

 

Das ElCom-Forum fand heute zum fünften Mal statt. Im Zentrum standen die Herausforderungen des internationalen Stromgrosshandels. Prominente Redner verschiedener Institutionen und Aufsichtsbehörden referierten vor einem Publikum von rund 300 Fachleuten.

Internationale Zusammenarbeit auf technischer Ebene

Der Europäische Strommarkt wird für unser Land immer wichtiger. Die Schweiz ist aufgrund der geografischen Lage erheblich von den Entwicklungen in Europa betroffen. Über 10% der grenzüberschreitenden Stromflüsse in Europa entfallen auf die rund vierzig Übergabestellen an den Schweizer Grenzen.

Die Koordination im internationalen Verbundbetrieb ist die Grundlage für eine sichere und effiziente Stromversorgung. Der Schweizer Grosshandelspreis wird durch die Preise in den angrenzenden Ländern und die Engpässe an den Grenzen bestimmt. Im Winter orientiert sich der Preis heute am höheren Preis in Italien und im Sommer am tendenziell tieferen Preis in Deutschland und Frankreich.

Die europäische Marktintegration vereinfacht den grenzüberschreitenden Stromgrosshandel, der immer dynamischer wird. Das zentrale Instrument hierzu ist ein Energiehandel unter gleichzeitiger Vergabe der Transportkapazität (Market Coupling). Damit wird das Übertragungsnetz effizienter genutzt. Eine effiziente Bewirtschaftung der Grenzen ist für das Niveau der Grosshandelspreise in der Schweiz entscheidend: Es führt zu liquideren Märkten und ermöglicht damit wettbewerbsfähigere Strompreise. Dies ist für die Wirtschaft und die Versorgungssicherheit in der Schweiz von hoher Relevanz. Mit der 2014 vollzogenen Marktkopplung sind mehr als 75 Prozent der europäischen Strommärkte noch enger miteinander verbunden. Eine Koppelung der Schweiz mit diesen Märkten wäre zu begrüssen.

Die ElCom richtet ihre Aktivitäten auf internationaler Ebene auf eine effiziente Nutzung der Infrastruktur und einen gut funktionierenden Markt aus. Daraus leitet sie die Ziele der Zusammenarbeit auf technischer Ebene ab.

Kapazitätsmärkte

Die tiefen Strompreise auf dem europäischen Strommarkt haben in einigen Ländern zu einem Rückgang der Leistungsreserven geführt. Dieser Rückgang kann zu temporären Engpässen bei der Leistungsbereitstellung führen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, werden in verschiedenen Staaten derzeit sogenannte Kapazitätsmärkte etabliert. Diese sollen Investitionsanreize für den Zubau regelbarer Kraftwerkseinheiten bieten.

In der Schweiz ist kurz- und mittelfristig nicht mit einem Rückgang der Leistungsreserven zu rechnen. Die ElCom sieht daher derzeit keinen Bedarf für die Einführung eines Kapazitätsmarktes in der Schweiz. Die Stilllegung grösserer Kernkraftwerke kann jedoch auch in der Schweiz dazu führen, dass Engpässe bei den Leistungsreserven entstehen. Sollte es längerfristig Anzeichen für eine solche Verknappung geben, wird die ElCom die Situation im Hinblick auf die Versorgungssicherheit in der Schweiz neu beurteilen.

Wechselrate für 2015

Auch im nächsten Jahr setzt sich die Tendenz in Richtung Markt fort: Rund ein Drittel der berechtigten Endverbraucher werden ab 2015 im freien Markt sein. Die ElCom präsentierte im Rahmen des heutigen Forums die aktuellen Ergebnisse der neuesten Erhebung der Wechselrate bei den rund 80 grössten Verteilnetzbetreibern.

Seit 2009 können die Endverbraucher mit einem Jahreskonsum von mehr als 100 MW/h ihren Lieferanten selbst wählen und den Strom am freien Markt kaufen. Nachdem in den ersten zwei Jahren nach der Marktöffnung nur wenige Endverbraucher von der Möglichkeit des Lieferantenwechsels Gebrauch gemacht haben, zeigte sich in den folgenden Jahren ein steter Trend in Richtung Markt: Immer mehr berechtigte Endverbraucher machen vom freien Marktzugang Gebrauch, weil die Preise am Markt günstiger als diejenigen in der Grundversorgung geworden sind.

Die Wechselrate umfasst die Endverbraucher, die ihren Stromlieferanten gewechselt haben oder beim bisherigen Lieferanten den Strom zu Marktbedingungen beziehen.

Das nächste ElCom-Forum findet am 20. November 2015 in Basel statt.

Über die ElCom

Die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom) ist die unabhängige staatliche Aufsichtsbehörde im Elektrizitätsbereich. Sie überwacht die Einhaltung des Stromversorgungs- und Energiegesetzes, trifft die dazu nötigen Entscheide und erlässt Verfügungen.

Sie überwacht die Strompreise und kann Absenkungen verfügen oder Erhöhungen untersagen. Ferner entscheidet sie als richterliche Behörde bei Differenzen betreffend den Netzzugang oder die Auszahlung der kostendeckenden Einspeisevergütung für erneuerbare Energien. Sie überwacht zudem die Versorgungssicherheit im Strombereich und regelt Fragen betreffend den internationalen Stromtransport und -handel.

Die Kommissionsmitglieder werden vom Bundesrat gewählt. Sie sind von der Elektrizitätswirtschaft unabhängig. Die ElCom wird von alt Ständerat Carlo Schmid-Sutter präsidiert. Sie wird unterstützt von einem wissenschaftlichen Fachsekretariat in Bern unter der Leitung von Rechtsanwalt Renato Tami.

 

Adresse für Rückfragen:

Carlo Schmid-Sutter, Präsident, Tel. 079 585 15 85
Renato Tami, Geschäftsführer, Tel. 079 763 87 28

Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom
3003 Bern
Tel. +41 58 462 58 33
Fax +41 58 462 02 22
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