Bundesrat Ignazio Cassis besuchte Rumänien und Bulgarien

Artikel, 11.09.2018

Im Mittelpunkt der Reise von Bundesrat Cassis waren Gespräche mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern über bilaterale Themen, die bisherige Zusammenarbeit im Erweiterungsbeitrag und die Europapolitik. Um sich vor Ort einen Einblick zu verschaffen, hat er auch zwei Projekte des Schweizer Erweiterungsbeitrags besucht.

Bundesrat Bundesrat Ignazio Cassis beobachtet einen jungen Auszubildenden eines Berufsbildungsprojektes während ihrer Arbeit.
Bundesrat Ignazio Cassis besucht ein von der Schweiz unterstütztes Projekt der dualen Berufsbildung in Bulgarien. Die theoretische Ausbildung in Schulen wird mit betrieblicher Ausbildung kombiniert. © EDA

Die bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und Rumänien bzw. Bulgarien sind eng und vertiefen sich stetig weiter. So erhöhte sich z.B. das Handelsvolumen zwischen der Schweiz und Rumänien in den letzten zehn Jahren von 982 Millionen CHF auf über 1,4 Milliarden CHF, während das Handelsvolumen zwischen der Schweiz und Bulgarien im selben Zeitraum von 409 Millionen CHF auf rund 700 Millionen CHF wuchs. Seit 2009 und noch bis 2019 unterstützt die Schweiz mit dem Erweiterungsbeitrag in Rumänien und Bulgarien 62 respektive 12 Projekte. Auch diese Zusammenarbeit trägt dazu bei, dass sich die bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz, Rumänien und Bulgarien weiter intensivieren. Seinen Aufenthalt hat Bundesrat Cassis dazu genutzt, die folgenden beiden Projekte zu besuchen: 

Projektbesuch beim rumänischen Rettungsdienst

Bundesrat Cassis hat im Westen Bukarests den rumänischen Rettungsdienst SMURD (Mobiler Dienst für Notfälle, Reanimierung und Bergung) besucht. Dieser geht auf die private Initiative eines Arztes im Jahr 1989 zurück, da sich das staatliche Rettungswesen kurz nach der rumänischen Revolution in einem sehr schlechten Zustand befand. Mittlerweile ist daraus mit internationaler Unterstützung ein landesweiter Notarztdienst entstanden, der im Verbund mit Polizei und Feuerwehr unter der Notrufnummer 112 erreichbar ist - aber noch ist die Verfügbarkeit dieser Dienstleistung je nach Region sehr unterschiedlich. Deshalb hat Rumänien in der nationalen Gesundheitsstrategie 2014 – 2020 das Ziel definiert, die Qualität einer landesweiten Abdeckung von Gesundheitsdienstleistungen im Notfall zu verbessern. 

Die Schweiz trägt mit dem Erweiterungsbeitrag zur Erreichung dieses Ziels bei, indem sie die zuständige Behörde beim Überarbeiten von Lehrplänen und Ausbildungsmodulen für die Notfallmedizin berät und dem internationalen Standard angleicht. Ärzte bieten im Projekt SMURD Weiterbildungen für Lehrpersonen an, und angehende Fachpersonen üben in den Notaufnahmen den Ernstfall. 

Zu Gast bei Berufsschulen, welche am Projekt DOMINO angegliedert sind

Bundesrat Cassis hat ausserdem das Projekt DOMINO des Schweizer Erweiterungsbeitrags besucht, bei dem die Schweiz mit ihrem Fachwissen Bulgarien bei der Überarbeitung ihres Berufsbildungssystems berät.

Viele Menschen finden in Bulgarien keine bezahlte Arbeit, für eine Teilnahme am Erwerbsleben fehlen ihnen oft die nötigen Qualifikationen. Die Jugendarbeitslosigkeit ist zwar in den letzten fünf Jahren enorm gesunken, beträgt aber immer noch 13%. Eine Reform im Berufsbildungssystem ist dringend. Inzwischen fordern auch eine wachsende Zahl marktorientierter Unternehmen und Industriezweige vom Staat eine Anpassung der Berufsbildungsprogramme an die heutigen Bedürfnisse. Auch deshalb hat die bulgarische Regierung im bilateralen Rahmenabkommen Interesse bekundet, sich für die Reform des Berufsbildungssystems in Bulgarien auf die Erfahrungen und das Wissen der Schweiz zu stützen. 

Mit dem Projekt DOMINO unterstützt die Schweiz Bulgarien bei der Einführung der dualen Berufsbildung in einzelnen Fachgebieten, bei der Entwicklung neuer Ausbildungsprogramme und der Weiterbildung von Ausbildungspersonal. Begonnen hat man zunächst mit Berufen in Lebensmitteltechnologie und Maschinentechnik, später kamen Ausbildungen zum Gebäudetechniker, Koch, Elektroniker, Schweisser und Schreiner dazu. Die neuen Lehrgänge sehen alle eine Kombination allgemeiner theoretischer Unterrichtseinheiten in der Schule mit praktischer Ausbildung am Arbeitsplatz vor. Das bulgarische Ministerium für Bildung und Wissenschaft trägt 15% des Gesamtbudgets von DOMINO selber, die Schweiz trägt mit rund 3 Millionen Schweizer Franken bei. Damit die Reformen langfristig zum Tragen kommen, bezieht das Projekt private Unternehmen, Branchenverbände, Wirtschaftsorganisationen sowie staatliche Institutionen ein.

Inzwischen sind Resultate sichtbar: Lernende der Berufsschule für Lebensmitteltechnologien in Plowdiw und der Berufsschule für Maschinentechniker in Kazanlak (Südbulgarien) waren die ersten, welche 2015 die duale Ausbildung nach Schweizer Vorbild abschliessen konnten. Ein Jahr später kamen 14 weitere Schulen hinzu und über 60 führende bulgarische und ausländische Unternehmen wurden Partner des Projekts. Im aktuellen Ausbildungsjahr absolvieren 1134 Lernende in 32 Berufsschulen und 19 Städten Bulgariens eine duale Ausbildung. Inzwischen sind über 170 Unternehmen involviert. Bis zum Abschluss des Projekts 2019 sollen mindestens 1200 Lernende in 15 Berufsschulen ausgebildet sein. Die neuen Lehrpläne sollen mindestens zehn Berufsgruppen abdecken.