Das öffentliche Gesundheitssystem in Rumänien steht auch zehn Jahre nach dem EU-Beitritt vor grossen Herausforderungen. Besonders betroffen sind die ländlichen Regionen: Sie leiden nicht nur unter der schwierigen Wirtschaftslage, sondern auch an der steten Abwanderung von medizinischem Fachpersonal in die Städte oder ins Ausland. Um in den schwer erreichbaren Gemeinden eine medizinische Grundversorgung zu gewährleisten, unterstützt die Schweiz deshalb ein Projekt zur Einführung von integrierten Gesundheits- und Sozialzentren in sieben Gemeinden.
In diesen Zentren arbeiten verschiedene Fachpersonen aus dem gesundheitlichen oder sozialen Bereich zusammen: Gemeindeärztinnen und -ärzte untersuchen Patientinnen und Patienten, Pflegefachleute führen Hausbesuche durch und Sozialarbeiterinnen und -arbeiter beraten die Mitglieder ihrer Gemeinde bei diversen Anliegen in der Alltagsbewältigung.
Hilfe für Menschen in abgelegenen Gebieten
Auch Denisa arbeitet in einem integrierten Gesundheits- und Sozialzentrum. Sie hat in Tulcea, der grössten rumänischen Stadt im Donaudelta, die Ausbildung zur Pflegefachfrau absolviert und ist nun als Krankenpflegerin in ihrem Heimatdorf Maliuc tätig. Maliuc ist rund 40 km von Tulcea entfernt – und ausschliesslich mit dem Boot erreichbar. Gemeinsam mit einem Sozialarbeiter und fünf Altenpflegerinnen ist Denisa deshalb für die rund 900 Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde die erste und wichtigste Ansprechperson in sämtlichen medizinischen und sozialen Belangen. Mit dem Erweiterungsbeitrag wurden im Gemeindezentrum Maliucs Büros und Sprechstundenzimmer eingerichtet. Ausserdem verfügt das Team über drei Quads und ein Boot. Nur so können sie auch Patientinnen und Patienten in abgelegenen Gebieten zeitnah erreichen.
Ein Modell für die Zukunft
Rund eine Stunde Bootsfahrt von Maliuc entfernt liegt Beştepe. Hier wohnt und arbeitet die Gemeindeärztin Daniela-Ana im neuen Gesundheits- und Sozialzentrum. Während täglich zwei Stunden bietet sie Sprechstunden im Zentrum an, die restliche Zeit besucht sie Patientinnen und Patienten, überprüft ihre körperliche und psychische Verfassung und verschreibt ihnen Behandlungen und Besuche durch Altenpflegerinnen. Fast 500 Personen werden so von Daniela-Ana und ihrem Team monatlich betreut. Dieser Erfolg spricht sich herum: Die Nachbarsgemeinden hätten schon Interesse am System bekundet, erzählen die Krankenpflegerinnen. Durch die Pilotprojekte in insgesamt sieben Gemeinden wird das Konzept der integrierten Gesundheits- und Sozialdienste ausgearbeitet und getestet. Auf Grundlage dieser Modelle will die rumänische Regierung die gemeindenahe Gesundheitsversorgung in Zukunft auch in weiteren Landesteilen einführen.