Die Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Iran konzentrieren sich auf die Bereiche Friedens- und Sicherheitspolitik, Menschenrechte, Wirtschaft, Wissenschaft, nachhaltige Entwicklung und Migration. Die Schweiz hat aufgrund ihrer Neutralität verschiedene Schutzmachtmandate im Zusammenhang mit dem Iran inne: Sie vertritt unter anderem die Interessen der USA im Iran.
Bilaterale Beziehungen Schweiz–Iran
MENA-Strategie
Am 14. Oktober 2020 verabschiedete der Bundesrat eine regionale Strategie für den Mittleren Osten und Nordafrika (MENA-Strategie) für den Zeitraum 2021 – 2024. Darin legte er fünf thematische Schwerpunkte fest: Frieden, Sicherheit und Menschenrechte, Migration und Schutz von Menschen in Not, nachhaltige Entwicklung, Wirtschaft, Finanzen und Wissenschaft sowie Digitalisierung und neue Technologien.
Diese Schwerpunkte werden auf die einzelnen Regionen und Länder abgestimmt. In der Region Arabische Halbinsel und im Iran sind die prioritären Themenbereiche die regionale Stabilität und Sicherheit, die Wirtschafts- und Finanzkooperation und der nachhaltige Umgang mit den natürlichen Ressourcen.
Schwerpunkte der Schweiz in Iran
Die MENA-Strategie sieht folgende Schwerpunkte für das Schweizer Engagement im Iran vor:
Frieden, Sicherheit und Menschenrechte
Die Schweiz lanciert regionale Initiativen im Sicherheitsbereich zur Förderung des Dialogs zwischen den Staaten der Arabischen Halbinsel und dem Iran. Die Schutzmachtmandate werden mit den involvierten Staaten umgesetzt und wenn möglich erweitert (Mandate Saudi-Arabien, Kanada). Sie dienen als Basis für weiterführende vertrauensbildende Massnahmen der Schweiz. Die Schweiz setzt sich international dafür ein, dass die Entwicklung eines iranischen Nuklearwaffenprogramms weiterhin verhindert wird. Sie begleitet den bilateralen Menschenrechts- und Justizdialog mit geeigneten Projekten.
Nachhaltige Entwicklung
Die Schweiz baut die bilaterale Zusammenarbeit im Bereich Wassermanagement aus. Sie bezieht den Iran in regionale Initiativen zu Themen wie Wassermanagement, Klimaschutz, Ernährungssicherheit und Gesundheit mit ein.
Marktzugang
Die Schweiz unterstützt ihre Unternehmen im sanktionsgeprägten Umfeld (unter anderem durch den Schweizer Zahlungskanal mit dem Iran, dem Swiss Humanitarian Trade Arrangement, SHTA). Sie fördert die Integration Irans in den normativen Rahmen des Welthandels, auch mittels technischer Zusammenarbeit im Bereich Geistiges Eigentum.
Wissenschaftsdiplomatie
Mittels bestehender Instrumente und im Rahmen der «Internationalen Strategie für Bildung, Forschung und Innovation» vernetzt die Schweiz interessierte Forschungsinstitutionen in der Schweiz und in Iran mit dem Ziel, die bestehende Zusammenarbeit zu pflegen und zu vertiefen. Die ZHAW fördert und unterstützt die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Schlüsselinstitutionen während der Förderperiode 2021 – 2024.
Migration
Die Schweiz führt einen Migrationsdialog, um die irreguläre Migration einzudämmen. Sie strebt ein Migrationsabkommen mit dem Iran an.
Handelsförderung, Switzerland Global Enterprise SGE
Handelsstatistik, Eidgenössische Zollverwaltung EZV
Massnahmen gegenüber der Islamischen Republik Iran SECO
Bundes-Exzellenz-Stipendien für ausländische Forschende und Kunstschaffende
Andere Bereiche der Zusammenarbeit
Kulturaustausch
Die beiden Länder pflegen einen regelmässigen kulturellen Austausch. Mehrere Schweizer Museen erhielten bedeutende Leihgaben aus dem Iran.
Die Schweiz beteiligt sich regelmässig an den Feierlichkeiten zum Internationalen Tag der Frankophonie (Journée internationale de la Francophonie) und der Woche der italienischen Sprache in der Welt (Settimana della Lingua Italiana nel Mondo). Sie organisiert zudem verschiedene Kulturveranstaltungen.
Schweizerinnen und Schweizer in Iran
Ende 2022 lebten 179 Schweizerinnen und Schweizer in Iran.
Geschichte der bilateralen Beziehungen
Bereits im 17. Jahrhundert liessen sich Schweizer Uhrmacher im Persischen Reich nieder. Die wirtschaftlichen Beziehungen verstärkten sich im 19. Jahrhundert.
1873 unterzeichneten die beiden Länder einen Freundschafts- und Handelsvertrag. Seit 1934 bestehen ein Freundschaftsvertrag und ein Niederlassungsabkommen. 1919 eröffnete die Schweiz in Teheran ein Konsulat, seit 1936 unterhält sie dort eine Botschaft.
Ab dem 20. Jahrhundert kamen iranische Staatsangehörige in die Schweiz: als Touristinnen und Touristen, als Flüchtlinge oder als Studierende.
2016 verabschiedeten die beiden Länder anlässlich des Staatsbesuchs von Bundespräsident Johann Schneider-Ammann in Teheran eine Roadmap zur Vertiefung der bilateralen Beziehungen.
2020 fanden Feierlichkeiten zu 100 Jahren diplomatischer Präsenz der Schweiz im Iran statt, die in einem offiziellen Besuch von Bundesrat Ignazio Cassis in Teheran gipfelten.
Die Schweiz hat aufgrund ihrer Neutralität verschiedene Schutzmachtmandate im Zusammenhang mit dem Iran inne. Die Schweiz vertritt die iranischen Interessen in Ägypten (seit 1979, inaktives Mandat), die Interessen der USA im Iran (seit 1980) sowie die iranischen Interessen in Kanada (seit 2019).
Iran, Historisches Lexikon der Schweiz
100 Jahre diplomatische Präsenz der Schweiz im Iran (2020)