Grundsätzliche Einschätzung
Von Reisen nach Afghanistan und von Aufenthalten jeder Art wird abgeraten.
Schweizer Bürger, die im Land bleiben oder entgegen der Empfehlung des EDA nach Afghanistan reisen, müssen sich bewusst sein, dass die Schweiz nur eng begrenzte oder überhaupt keine Möglichkeiten zur Hilfeleistung hat.
Die Sicherheit ist nicht gewährleistet: Es besteht das Risiko von schweren Gefechten, Raketeneinschlägen, Minen, Terroranschlägen, Entführungen und gewalttätigen kriminellen Angriffen einschliesslich Vergewaltigungen und bewaffneter Raubüberfälle.
Mit dem Abzug der NATO-Truppen haben die Taliban im August 2021 die Kontrolle über das Land übernommen. Die Entwicklung der Lage ist ungewiss. Im ganzen Land bestehen hohe Sicherheitsrisiken. Gefechte und Anschläge können jederzeit und überall stattfinden.
Vor allem im Osten des Landes sind Kämpfer aktiv, die sich zum «Islamischen Staat» bekennen. Die Kämpfe fordern zahlreiche Opfer.
Allein im Jahr 2020 sind laut der UNO-Mission in Afghanistan (UNAMA) 3035 Zivilisten getötet und 5785 verletzt worden.
Die täglichen Bomben- und Selbstmordanschläge richten sich hauptsächlich gegen die Behörden sowie gegen in- und ausländische Sicherheitskräfte. Auch zivile Ziele wie Märkte, Sportveranstaltungen, Kundgebungen, Hilfsorganisationen und religiöse Minderheiten werden immer wieder angegriffen. Nach wie vor werden zudem gezielt Anschläge gegen ausländische Staatsangehörige verübt und gegen Einrichtungen, in denen sich Ausländerinnen und Ausländer häufig aufhalten (z.B. Restaurants, Hotels) und die Umgebung der Flughäfen. Beispiele von Anschlägen:
- Wiederholt: Anschläge auf schiitische und andere religiöse Minderheiten sowie auf deren Kultstätten und Wohnorte.
- August 2021: mehrere Todesopfer und Verletzte bei einem Anschlag auf die Residenz des Verteidigungsministers in Kabul
- Juni 2021: zahlreiche Todesopfer und Verletzte bei verschiedenen Anschlägen auf Passagierbusse in Kabul
- Juni 2021: Mehrere Todesopfer und Verletzte bei einem Anschlag auf NGO-Mitarbeitende in der Provinz Baghlan
- Mai 2021: zahlreiche Todesopfer und Verletzte bei einem Anschlag auf eine Moschee in Shakar Dara (Kabul)
- Mai 2021: zahlreiche Todesopfer und Verletzte bei drei Bombenexplosionen in der Nähe einer Schule in Kabul
- April 2021: zahlreiche Todesopfer und Verletzte bei der Explosion einer Autobombe in Pul-i-Alam (Provinz Logar)
- März 2021: mehrere Todesopfer und Verletzte bei einem Anschlag auf eine Demonstration in Khost
- Dezember 2020: mehrere Todesopfer und Verletzte bei einem Anschlag auf eine religiöse Zeremonie in der Provinz Ghazni
- Dezember 2020: Angestellte der russischen Botschaft wurden verletzt, als eine Bombe in der Nähe ihres Fahrzeugs in Kabul explodierte
- November 2020: mehrere Todesopfer und zahlreiche Verletzte bei einem Anschlag auf einen Markt in Bamiyan
- Novembre 2020: mindestens zehn Raketen wurden auf verschiedene Stadtteile Kabuls abgefeuert und forderten Todesopfer und Verletzte
- Novembre 2020: rund 20 Todesopfer und mehrere Verletzte bei einem bewaffneten Angriff auf die Universität Kabul
- Oktober 2020: zahlreiche Todesopfer und Verletzte bei einer Bombenexplosion in der Nähe eines Bildungszentrums in Kabul
Es besteht ein sehr hohes Entführungsrisiko. Entführungsopfer werden sowohl afghanische wie ausländische Staatsangehörige (Touristen wie Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und ausländischen Firmen). Beispiele von Entführungen:
- Januar 2020: ein amerikanischer Staatsangehöriger in der Provinz Khost
- Dezember 2019: 27 Friedensaktivisten in der Provinz Farah
- Wiederholt: Entführungen von lokalen Mitarbeitern von Nichtregierungsorganisationen (über 35 Personen von Januar bis Oktober 2019
- September 2019: acht Wahlbeobachter in der Provinz Parwan
- September 2019: sechs Medienmitarbeiter in Provinz Paktia
- Wiederholt: Massenentführungen von Busreisenden, zum Beispiel im März 2019 in der Provinz Baghlan (über 10 Personen)
Beachten Sie auch die Rubrik
Terrorismus und Entführungen