Kaum etwas wurde im Design gleichzeitig so euphorisch begrüsst und vehement abgelehnt wie das Ornament. Zwar erfüllen Ornamente als rein dekorative Elemente keinen utilitaristischen Zweck, in vielerlei Hinsicht – sozial, rituell und kommerziell – sind sie aber dennoch unverzichtbar. So schaffen sie nicht bloss Beziehungen zwischen Ästhetik und Funktion, durch ihr erzählerisches Potenzial können Ornamente gar zur Triebfeder von Gestaltung werden. Und wo könnte sich diesem Spannungsfeld besser genähert werden als in Wien, dem Ground Zero des Clashes zwischen Gründerzeit, Jugendstil und Moderne, also jenem Ort, an dem – vermittelt durch die Psychoanalyse – die Opulenz der historisch inspirierten Ornamente, ihre avantgardistischen Pendants sowie die ihnen entgegenstehenden Antiornamente ins 20. Jahrhundert übergeleitet haben. In Wien sind Ornamente Teil des urbanen Substrats!
Die von Liv Vaisberg kuratierte Gruppenausstellung ORNAMENT versammelt zeitgenössische Arbeiten, die die Rolle des Ornamentes in der Gestaltung und als Teil unseres täglichen Lebens untersuchen. Mit Blick zurück und nach vorn zeigt die Schau Ornamente als Mittel des lustvollen, kritischen, funktionalen – sinnvollen! – Ausdrucks.
Für die erste Ausgabe von FOKUS konnte die VIENNA DESIGN WEEK Liv Vaisberg, renommierte Kunst- und Designexpertin mit Basis in Rotterdam und Brüssel, als Gastkuratorin gewinnen. Der Entwurf der Szenografie kommt vom jungen Wiener Duo Easy-Center.
Mit Objekten von: Anna Resei, Adèle Vivet, Alma Bektas, Atelier Duyi Han, Bram Vanderbeke, Christoph Wimmer-Ruelland, HANAKAM & SCHULLER, Hi Kyung Eun, J. & L. LOBMEYR, Kurina Sohn, Laurids Gallé, Natalia Triantafylli, Nawaaz Saldulker, Nicolas Zanoni, Onka Allmayer-Beck, Orson Oxo van Beek, Pia Matthes, Sophia Taillet, Studio Sho Ota, Suzi Pain, Tadeas Podracky, Yoon Shun
Aus der Schweiz ist der Knitting Stone / Strickstein von Pia Matthes vertreten.
Ausstellungsdauer:
16.-25. September 2022, 11-20 Uhr