Kurzspielfilme und Dokumentarfilme. Der junge myanmarische Filmemacher Maung Okkar und seine Partnerin und Produzentin May Zin haben viele Ideen, wie das unabhängige Filmschaffen in Myanmar, das unter der jahrzehntelangen Diktatur gelitten hat, zu neuem Leben erweckt werden kann. Beide um die dreissig, haben sie schon zahlreiche filmische Werke geschaffen. In diesem Jahr wurde ihr erster Spielfilm «Craving» für die Sektion Open Doors des Internationalen Filmfestivals Locarno ausgewählt, dessen Partner die DEZA seit ihren Anfängen ist (siehe Kasten).
Für ein unabhängiges Filmschaffen in Myanmar
Artikel, 04.08.2016
Der Filmemacher Maung Okkar und die Produzentin May Zin Myo, beide aus Myanmar, nehmen im Rahmen von Open Doors zum ersten Mal am Filmfestival Locarno teil, das von der DEZA unterstützt wird. Eine hervorragende Gelegenheit, um mit internationalen Filmschaffenden in Kontakt zu treten und zur Entwicklung des zeitgenössischen Filmschaffens in Myanmar beizutragen, einem Land, das sich im Übergang zur Demokratie befindet.
«Myanmar hat unendlich viele Geschichten zu erzählen»
In der Familie Maung wird das Filmemachen vom Vater auf den Sohn vererbt. Auch Okkar hat sich dieser Regel nicht entzogen. Nach einigen Rollen als Schauspieler in den Filmen seines Vaters studierte er an der Yangon Film School Filmwissenschaften. Danach wechselte er auf die andere Seite der Kamera und begann, eigene Filme zu drehen.
«In meinen Filmen will ich meine eigenen Erfahrungen verwenden. Nach der jahrzehntelangen Militärdiktatur haben die Menschen in Myanmar unendlich viele Geschichten zu erzählen, die bis jetzt tief in ihren Herzen verborgen waren. Ich möchte diese Geschichten ans Licht bringen und sie in künstlerisch anspruchsvolle Filme umsetzen», erklärt Okkar.
«Es ist eine unglaubliche Chance, bei Open Doors mitmachen zu können. Dies gibt mir die Möglichkeit, Filmschaffende aus aller Welt kennenzulernen. Von dieser Erfahrung kann ich bei der Realisierung meiner Filme in jeder Phase profitieren: vom Schreiben des Drehbuchs über die Vorproduktion bis zum Dreh und zur Postproduktion.»
Eine Tradition bewahren
Myanmar blickt auf eine fast hundertjährige Filmtradition zurück. Die Geschichte des myanmarischen Films beginnt in den Dreissigerjahren des letzten Jahrhunderts. Der Film florierte damals und gab den zahlreichen Denkrichtungen und den verschiedenen politischen, sozialen und kulturellen Befindlichkeiten einen Ausdruck. 1962 übernahm die Militärjunta in einem Staatsstreich die Macht und verhängte eine strenge Zensur. Seit 2011 demokratisiert sich das Land allmählich.
«Die unglücklichen politischen Entwicklungen hatten gravierende Folgen für das Filmschaffen in Myanmar. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um es zu neuem Leben zu erwecken», ist der junge Mann überzeugt.
«In Myanmar wird der Film weder von der Regierung noch von lokalen Organisationen gefördert. Die Filmteams arbeiten sehr viel. Wir haben faszinierende Geschichten zu erzählen und talentierte Schauspielerinnen und Schauspieler. Unsere Filme haben eine besondere Ästhetik und einen eigenen Stil. Aber es fehlt an Filmprofis. Während langer Zeit gab es in Myanmar weder eine Filmschule noch eine Firma für die Materialmiete oder eine Produktionsgesellschaft. Die alles dominierende Rentabilität bremst auch die Entwicklung eines unabhängigen und anspruchsvollen Filmschaffens.
In der Vergangenheit erlebte unser Film goldene Zeiten. Als junger Filmschaffender ist es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es auch in Zukunft hervorragende Filme gibt.»
«Die Ästhetik und die Kultur von Myanmar international bekanntmachen»
May Zin Myo leitet das Unternehmen Pan Wai Wai, das die Filme von Okkar produziert. Sie möchte Filme produzieren, die sich an ein internationales Publikum wenden und die Ästhetik und die Kultur von Myanmar weitergeben.
«Für mich ist es wichtig, in der Sparte Open Doors in Locarno dabei zu sein. Damit erhalte ich Zugang zu einem internationalen Netzwerk. Einen Film zu produzieren ist nicht einfach. Um Qualität zu erreichen, brauchen wir für jede Phase der Realisierung eines Films Profis im Team.»
May Zin kennt die Bedeutung des Films für die myanmarische Gesellschaft. «Der Film widerspiegelt ein Land, seine Kultur, seine Traditionen, seine Politik. Wenn wir unsere Filmindustrie verbessern können, können wir zur Entwicklung unseres Landes beitragen. Filme sind nicht nur einfach Unterhaltung. Sie dienen der Bildung der Bevölkerung.
Als junge Produzentin werde ich mit allen verfügbaren Mitteln zum Filmschaffen in meinem Land beitragen», erklärt sie.
Wie kann der Film Freiheit und Demokratie fördern?
Die Lancierung von Kulturinitiativen in Entwicklungsländern trägt zur Förderung der Demokratie vor Ort bei. Die Schweiz unterstützt ihre Partnerländer seit vielen Jahren in den Bereichen Kunst und Kultur. Die Hilfe zur Entwicklung eines unabhängigen Filmschaffens trägt zur Meinungsfreiheit, zur Friedensförderung und zur nachhaltigen Entwicklung bei.
Neben der Partnerschaft mit Open Doors unterstützt das EDA über das Kulturprogramm seiner Botschaft in Yangon die Yangon Film School. Die Schweiz hilft der Schule bei der Entwicklung ihres Finanzplans. Zudem wurden Mittel für die Restaurierung des ältesten myanmarischen Films bereitgestellt, von dem noch Filmmaterial vorhanden ist (Mya Ganaing/The Emerald Jungle, 1934). Dieser Film wird in Locarno gezeigt.
Open Doors 2016–2018: Südasien im Rampenlicht
Die Sektion Open Doors des Filmfestivals Locarno bietet eine Plattform für Filmprojekte von Filmschaffenden aus Schwellenländern und Ländern, denen es an Förderstrukturen für die Filmindustrie fehlt. Open Doors ermöglicht den Austausch mit Produzenten und anderen Partnern der Filmindustrie, die entscheidend zur Projektentwicklung beitragen können. Auf dem Programm der 14. Ausgabe von Open Doors, die vom 4. bis zum 9. August 2016 stattfindet, stehen Filme aus vier Ländern – Bangladesch, Bhutan, Nepal und Myanmar.
Am 7. August wird der myanmarische Spielfilm «The Monk» gezeigt. Im Anschluss daran findet eine Podiumsdiskussion statt. Sie thematisiert die Stellung der Jugend in Myanmar und die Rolle des Films im politischen und sozialen Wandel des Landes. Die Filmvorführung und die anschliessende Diskussion werden im Rahmen der Initiative Demokratie ohne Grenzen des EDA realisiert, die 2014 von Bundesrat Didier Burkhalter lanciert wurde.
Links
Aktuelle Projekte in Myanmar
Myanmar: Bildung für Kinder inmitten von Wirbelstürmen und Konflikten
01.12.2015
- 31.07.2018
Von einem Wirbelsturm zerstörte Schulen wiederaufbauen, in einer Region, in der Gewalt zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen herrscht. Dieses Ziel verfolgte ein Projekt der DEZA und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) im Bundesstaat Rakhine in Myanmar. Über 600 Schülerinnen und Schüler können jetzt in sichereren Einrichtungen den Unterricht besuchen. Die Erfahrungen aus dem Projekt helfen beim Wiederaufbau weiterer Schulen im Land.
Land/Region | Thema | Periode | Budget |
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Myanmar |
Bildung Klimawandel & Umwelt
Bildungseinrichtungen und Ausbildung
Reduktion von Katastrophenrisiken DRR
|
01.12.2015 - 31.07.2018 |
CHF 896’514 |
Für bürgernahe öffentliche Dienstleistungen
01.05.2015
- 31.12.2018
Die DEZA begleitet die kambodschanischen Behörden bei einem ehrgeizigen Dezentralisierungsprozess, der 2001 lanciert wurde. Erklärtes Ziel ist es, den Lokal- und Provinzbehörden die nötigen Ressourcen und Kompetenzen zur Verfügung zu stellen, damit sie der Bevölkerung gute öffentliche Dienstleistungen bieten können. Dabei sollen die Bürgerinnen und Bürger mitreden.
Land/Region | Thema | Periode | Budget |
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Kambodscha |
Governance nothemedefined
Dezentralisierung
Demokratische Partizipation und Zivilbevölkerung
Politik des öffentlichen Sektors
|
01.05.2015 - 31.12.2018 |
CHF 7’610’000 |
Zugang zu natürlichen Ressourcen für Kleinbauern
01.05.2013
- 31.12.2018
In Kambodscha, Laos, Myanmar und Vietnam steht die Landnutzung im Mittelpunkt der Entwicklungsproblematik. Weil bisher von Familienbetrieben bewirtschaftetes Land an Investoren abgetreten wird, entstehen neue Armut und Ernährungsunsicherheit. Das Projekt unterstützt Reformen der Landgouvernanz. Durch Lernprozesse, Allianzen und regionale Kooperation wird die Wirksamkeit der Akteure gesteigert und die Entwicklung von verbesserten Politiken und Praktiken gefördert.
Land/Region | Thema | Periode | Budget |
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Mekong |
Landwirtschaft und Ernährungssicherheit Governance
Landwirtschaftspolitik
Weiterentwicklung von Recht und Rechtsprechung
Demokratische Partizipation und Zivilbevölkerung
|
01.05.2013 - 31.12.2018 |
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Land and Natural Resources Governance (LNRG) program
01.01.2025
- 31.12.2027
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Community-Based Social Cohesion Rakhine (CBSC)
01.07.2024
- 30.06.2026
In the fragile and conflict-affected context of Rakhine State, Switzerland aims to prevent violence and improve intercommunal relations between the Rohingya, Rakhine and other minority ethnic groups. It will achieve this by strengthening intercommunal institutions and facilitating community-based reconciliation and dialogue efforts in Rakhine State through community networks, civil society organization (CSOs) and local leaders.
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Myanmar’s post-coup conflict escalation and economic turmoil has led to financial and economic instability and destabilised the agrifood industry. Also, extreme weather and climate change further impact farmers and agricultural processors. The Responsible Business Fund Plus project aims to support agrifood businesses while reducing their environmental impact and thus deepening Switzerland's commitment to private sector engagement and an inclusive green economy.
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Three years after the military coup in Myanmar, targeted attacks and scrutiny in the health sector by the military junta led to a partial or total lack of access to healthcare in various regions, particularly in the dry zone. Through this project, Switzerland aims to support locally-led and inclusive community-based health system in Sagaing to provide essential, emergency, quality primary health care services, while ensuring the transition to a new decentralized and inclusive health system.
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The military coup in February 2021 and the escalating violence and conflict increased poverty and food insecurity among vulnerable populations, and decreased livelihood opportunities and agricultural production. The LIFT Strategy 2024-2028 tackles Myanmar’s food security and poverty crisis and aims to strengthen the resilience and the livelihoods of poor and vulnerable groups to withstand climate and other shocks. Switzerland adds value through its extensive experience in steering multi-donor funds, thematic expertise and its nexus expertise.
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Myanmar has seen very low levels of basic health services due to seven decades long conflict. The progresses achieved during the last civilian government were reversed by the military coup in 2021, leading to a nearly collapse of the national health system and an increase of humanitarian needs. Through the Access to Health Fund, Switzerland supports the provision of equitable and critical health services to vulnerable people in conflict-affected areas through the strengthening on ethnic and community health systems.
Contribution to the Trust Fund for the Independent Investigative Mechanism for Myanmar (IIMM)
01.01.2024
- 31.12.2026
By contributing to the Trust Fund of the IIMM for the second phase, Switzerland will continue to support the collection of evidence on international law abuses and crimes in Myanmar. This support will allow the Mechanism to strengthen accountability for human rights which is otherwise impossible from within the country and in support of eventual justice being delivered. This support fits and complements well the Swiss cooperation programme 2024-27.
WFP: Building Resiliency & Self-Reliance
15.11.2023
- 15.11.2025
The Swiss contribution to the World Food Programme’s Country Strategic Programme will foster and enhance resiliency through agricultural skilling and increased access to income, allowing for the Rohingya refugees to become more self-reliant and support their basic needs. As a contributor to a multi-donor framework, Switzerland can simultaneously leverage durable solutions advancement in the Rohingya response while ensuring service delivery for the most vulnerable in the refugee camps.
Support to the Internal Displacement Solutions Fund (IDSF)
01.09.2023
- 31.07.2028
By the end of 2022, 71.1 million people were living in internal displacement worldwide, a 20 per cent increase in a year and the highest number ever recorded (IDMC 2023). Switzerland is actively supporting the implementation of the UN Secretary General’s Action Agenda on solutions to internal displacement with its different instruments. Supporting the newly established Internal Displacement Solutions Fund (IDSF) represents a game-changer in supporting joint UN country level solutions to internal displacement.