Einsatz nach dem Erdbeben in Nepal

Die Humanitäre Hilfe des Bundes hat sofort auf das verheerende Erdbeben vom 25. April 2015 reagiert und bereits am darauffolgenden Tag ein Team von sieben Expertinnen und Experten nach Nepal entsandt, um den Nothilfebedarf zu ermitteln. Dabei wurden zwei Prioritäten bestimmt: Verteilung von Hilfsgütern und medizinische Versorgung für Mütter und Kinder. Die DEZA, die auch die Humanitäre Hilfe umfasst, begleitet heute die nepalesischen Behörden bei der Planung der Wiederaufbauarbeiten.

Der jüngsten Bilanz zufolge hat das Erdbeben, das am 25. April 2015 das Zentrum Nepals erschütterte, über 8700 Todesopfer gefordert. An die 800‘000 Häuser wurden beschädigt oder zerstört. 

Knapp 48 Stunden nach der Katastrophe traf ein siebenköpfiges Soforteinsatzteam der Humanitären Hilfe des Bundes in der Hauptstadt Kathmandu ein und führte eine erste Bedarfsevaluation durch. Vor Ort standen den Expertinnen und Experten die Mitarbeitenden der Schweizerischen Botschaft und des DEZA-Kooperationsbüros in Nepal zur Seite. 

Verteilung von Hilfsgütern

Ausgehend von den Beobachtungen des Soforteinsatzteams verteilte die DEZA mehr als 200 Tonnen Hilfsgüter (Planen, Wellblech, Decken, Matratzen und Küchensets) und Selbsthilfekits (Schaufeln, Pickel, Schubkarren, Schutzhelme, Handschuhe und Gesichtsmasken). Die Nothilfe kam über 40‘000 Familien in sieben vom Erdbeben getroffenen Bezirken zugute. Zudem wurde Material per Helikopter in die entlegensten Regionen geflogen, sofern die Bevölkerung nicht selbst den zwei- bis dreitägigen Fussmarsch zurücklegte, um die bereitgestellten Hilfsgüter abzuholen. 

Das Schweizerische Korps für Humanitäre Hilfe (SKH) lieferte zudem 50 Chlorproduktionsanlagen, um Trinkwasser aufzubereiten und das Krankheitsrisiko zu senken. Eine Anlage kann bis zu 48‘000 Liter Trinkwasser pro Stunde desinfizieren und damit täglich 2400 Personen mit Wasser versorgen. 

Das Spital Bungamati südlich von Kathmandu erhielt medizinisches Material für die Versorgung von 10‘000 Personen während drei Monaten. 

Versorgung für Mütter und Kinder

Parallel zu den ersten Materiallieferungen traf am 29. April 2015 ein Verstärkungsteam von 10 Ärzten, Hebammen und Logistikern, die auf die Gesundheitsversorgung für Mütter und Kinder spezialisiert sind, in Nepal ein. Die Spezialistinnen und Spezialistinnen des SKH unterstützten das Regionalspital der Stadt Gorkha (80 km von der Hauptstadt Kathmandu entfernt) bei der Betreuung der zahlreichen Patientinnen und Patienten. 

Das Spital Gorkha wurde in enger Koordination mit den nepalesischen Behörden und den anderen humanitären Akteuren wegen seiner Schlüsselrolle in der Gesundheitsversorgung ausgewählt. In normalen Zeiten betreut das Spital etwa 260‘000 Personen. 

Während des einmonatigen Einsatzes des schweizerischen Ärzteteams in Gorkha erhielten etwa 3000 Patienten medizinische Versorgung. Die schweizerischen Ärzte und ihre nepalesischen Kollegen operierten 54 Kinder und 78 Erwachsene und betreuten 57 Entbindungen, 4 davon per Kaiserschnitt. Das schweizerische Pflegepersonal in Gorkha behandelte die nepalesischen Patienten, die durch das Erdbeben Verletzungen davongetragen hatten, und stellte daneben insbesondere die pädiatrische Grundversorgung weiter sicher. 

Instandsetzung der Zufahrtsstrassen

Im Infrastrukturbereich setzten sich die humanitären Expertinnen und Experten und die Mitarbeitenden des DEZA-Büros in Kathmandu prioritär für die Instandsetzung von mehreren durch das Erbeben zerstörten Strassen und Wegen in der Region Gorkha ein – mit einem zweifachen Ziel: die Mobilität der betroffenen Bevölkerung zu ermöglichen und der humanitären Hilfe gegebenenfalls Zugang zu den Bergdörfern zu gewähren. 

Die DEZA wandte gestützt auf die eigenen langjährigen Erfahrungen mit der Leitung von Baustellen in Nepal die Formel «cash for work» an. Rund 600 Dorfbewohner beteiligten sich gegen Entgelt an der Instandsetzung der ersten 17 km-langen Strecke eines Fussgängerwegs nördlich von Gorkha. Weitere Zufahrtstrassen werden derzeit dank der Hilfe der DEZA wieder instandgesetzt. 

Erdbebensichere Bauten

Während der 40-tägigen Nothilfephase mobilisierte die Humanitäre Hilfe des Bundes insgesamt 70 Spezialistinnen und Spezialisten, die Mitglieder des SKH sind. 

Die DEZA engagierte sich bei den nepalesischen Behörden dafür, in den kommenden Monaten die lokalen Kompetenzen im Bereich erdbebensicheres Bauen zu verbessern. Konkret sollen den nepalesischen Maurern und Schreinern gezielte Ausbildungsmodule – gestützt auf die positiven Erfahrungen in Haiti oder in Pakistan – angeboten werden. 

Das DEZA-Büro in Kathmandu wird neu einen Teil seines Budgets für Wiederaufbauarbeiten einsetzen. Besonders schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen (Frauen, Kinder, ethnische Minderheiten) sollen umfassend in die Bauvorhaben einbezogen werden. Derzeit helfen drei schweizerische Experten der nepalesischen Regierung sowie einer Koalition von Geberländern bei der Erarbeitung eines Schlüsseldokuments, das den prioritären Bedarf Nepals im Wiederaufbau beschreiben soll. 

Schliesslich unterstützt die DEZA ein psychosoziales Beratungszentrum bei der Betreuung von traumatisierten Erdbebenopfern. Das Zentrum befindet sich östlich der Hauptstadt Kathmandu in einer Region, in der die schweizerische Entwicklungszusammenarbeit seit den 1960er-Jahren tätig ist. 

Die DEZA hat rund 30 Millionen Franken als Hilfe für die Erdbebenopfer eingeplant.

Der Schweizer Botschafter in Nepal Urs Herren
Der Schweizer Botschafter in Nepal Urs Herren © Laxman Uprety

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