10.06.2025

Ansprache von Herrn Bundesrat Guy Parmelin, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF), anlässlich des Swissmem Industrietags 2025

Es gilt das gesprochene Wort!

Dear Minister Goyal,
sehr geehrter Präsident von Swissmem, Martin Hirzel;
Liebe Partnerinnen und Partner der MEM-Industrie;

Es ist mir eine grosse Freude, heute vor Ihnen zu stehen. Die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie – kurz MEM- oder Tech-Industrie – ist weit mehr als ein bedeutender Wirtschaftszweig. Sie steht für Präzision, Erfindergeist und Exzellenz, die weltweit geschätzt wird. Mit rund 320'000 Beschäftigten ist sie eine tragende Säule unserer Volkswirtschaft – und eine der wichtigsten Ausbildnerinnen des Landes. Allein letztes Jahr wurden fast 15'000 junge Menschen in Berufen der Tech-Industrie ausgebildet. Das zeigt: Die MEM-Branche investiert nicht nur in Technologie, sondern auch in die Fachkräfte von morgen.

Das Schweizer Berufsbildungssystem stösst auch international auf zunehmendes Interesse – unter anderem in den Vereinigten Staaten und in Indien. Diese Anerkennung hat in beiden Ländern zu konkreten Partnerschaften geführt.

Mit den USA bestehen seit 2015 Absichtserklärungen und Memoranda of Understanding im Bereich der Berufsbildung. Unser jüngstes Abkommen von 2024 fördert die Mobilität junger Fachkräfte – auch auf der Ebene der beruflichen Grundbildung. Schweizer Unternehmen wie Bühler, ABB oder Stadler Rail tragen aktiv dazu bei, das duale Modell in den USA bekannt zu machen. Sie bieten Ausbildungsplätze an und engagieren sich in regionalen Netzwerken. Bei meinen Kontakten mit den USA diesen Frühling ist unser Berufsbildungssystem auf grosses Interesse gestossen.

Auch mit Indien kann die Schweiz auf eine langjährige Zusammenarbeit im Bereich der Berufsbildung zurückblicken. Im Rahmen der Swiss Vocational Education and Training Initiative India ((SVETII)) engagierten sich Schweizer Unternehmen über mehrere Jahre, um gemeinsam mit indischen Partnern das duale Berufsbildungssystem an lokale Gegebenheiten anzupassen.

Diese Kooperationen zeigen eindrücklich, wie Berufsbildung zur Qualifizierung junger Menschen beiträgt – und zugleich internationale Partnerschaft, wirtschaftliche Entwicklung und Fachkräftesicherung verbindet.

Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich komme später noch auf andere internationale Themen zu sprechen, zum Beispiel die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und Ländern wie Indien oder den USA.

Mais permettez-moi tout d'abord de revenir brièvement sur la situation en Suisse.

Notre marché du travail – et bien sûr aussi le secteur technologique – connaît actuellement de profonds changements. La numérisation, l'automatisation et l'intelligence artificielle transforment fondamentalement nos processus, à tous les niveaux et tout au long de la chaîne de valeur. Cela exige de nouvelles compétences, de la part tant des cadres que des collaborateurs.

La formation est essentielle à cet égard, en particulier la formation professionnelle duale. Elle constitue un pilier essentiel de notre réussite économique et elle doit le rester à l'avenir aussi. Ce système repose sur la collaboration de partenaires solides : la Confédération, les cantons et surtout vous, les entreprises formatrices ainsi que les associations professionnelles et sectorielles. Ce partenariat est unique et reconnu à l'échelle internationale.

Les associations professionnelles telles que Swissmem jouent ici un rôle central. Elles identifient précocement les besoins du monde du travail et développent des offres de formation axées sur la pratique, aussi bien dans la formation initiale que dans la formation professionnelle supérieure. Nous leur en sommes très reconnaissants.

La révision en cours des huit professions MEM techniques en est un exemple concret. D'ici l'année prochaine, ces professions seront remaniées dans une vision prospective. Il ne s'agit pas seulement de plans d’études, mais aussi de profils professionnels, de compétences et de structures qui seront viables à long terme.

Ce travail est ambitieux, mais il représente également une grande opportunité : celle de renforcer la formation professionnelle, de rendre les professions plus attrayantes et de susciter l'intérêt des jeunes pour la technologie et l'innovation. Car les jeunes d'aujourd'hui représentent la main-d’œuvre spécialisée et les CEO de demain.

Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie wissen es, die Berufsbildung liegt mir am Herzen. Ein weniger herzliches Verhältnis habe ich hingegen zur Bürokratie. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, unnötige Bürokratie abzubauen. Eine schlanke und effiziente Regulierung ist ein wichtiger Standortfaktor. Das neue Unternehmensentlastungsgesetz soll dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Der Bundesrat wird ab diesem Jahr mit dem neuen Instrument «Bereichsstudien» jährlich ausgewählte Regulierungsbereiche gezielt auf Entlastungsmöglichkeiten untersuchen. Im Fokus stehen zunächst das öffentliche Beschaffungswesen, die Pharmaregulierung, Einsprache-möglichkeiten bei Bauprojekten sowie die Regulierung industrieller Betriebe. Auf Basis der Studienergebnisse wird der Bundesrat im kommenden Jahr über das weitere Vorgehen und konkrete Entlastungsmassnahmen entscheiden.

Nun aber, wie versprochen, zurück auf die internationale Ebene.

Trotz mehrerer aufeinanderfolgenden globalen Krisen und Herausforderungen erwies sich die Schweizer Volkswirtschaft in den letzten Jahren als äusserst resilient und erfolgreich. Ein paar Gründe dafür habe ich vorhin genannt.

Wir können uns jedoch nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Und mit den jüngsten Entwicklungen in der US-Handelspolitik erleben wir derzeit erneut eine Phase mit grossen Turbulenzen und Unsicherheiten. Unsicherheit erschwert und beeinflusst Investitionsentscheide und belastet die Konjunktur. Insbesondere konjunkturexponierte Branchen – wie etwa die Tech-Industrie – sind davon stark betroffen. Der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken setzt die preisliche Wettbewerbsfähigkeit von Schweizer Exporten ebenfalls unter Druck.

In einem solch turbulenten Umfeld ist es umso wichtiger, den Unternehmen möglichst stabile und attraktive wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu bieten. Es geht darum, eine flexible Anpassung an sich ändernde Marktbedingungen zu ermöglichen und die Kosten der Unternehmen tief zu halten.

Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Schweizer Wirtschaft zeichnet sich stark durch ihre Weltoffenheit aus. Die Schweiz unterhält schon lange Beziehungen mit allen Weltregionen und ist stets bestrebt, den Handel auszuweiten. Und letztes Jahr hat die Schweiz alle, ja: alle Industriezölle unilateral aufgehoben. Ein bewusstes Zeichen für den Freihandel. Ein kleines, ressourcenarmes Land wie die Schweiz ist mit einer freien und offenen Handelspolitik erfolgreich, wohlhabend und stark geworden.

Ich bin überzeugt: Diese Weltoffenheit ist auch in der heutigen, turbulenten Welt richtig und wichtig – ich würde sogar sagen: wichtiger denn je.

Wie Sie wissen, führt der Bundesrat seit einigen Wochen Gespräche mit der US-Regierung. Damit wollen wir die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen stärken und Lösungen in Bezug auf die verschiedenen Zusatzzölle der USA finden. Diese Lösungen sollen auch in Zukunft gelten. Damit die Schweizer Unternehmen – und besonders Sie in der Tech-Industrie – wieder mit fairen Bedingungen und besserer Vorhersehbarkeit produzieren können.

Klar ist aber auch: Die Weltoffenheit fängt in der Nachbarschaft an. So will der Bundesrat den bilateralen Weg mit der Europäischen Union stabilisieren und weiterentwickeln. Mit dem Abkommenspaket Schweiz - EU, das in Kürze in die Vernehmlassung geht, können wir den Zugang der Schweizer Unternehmen zum EU-Binnenmarkt dauerhaft sichern.

Die Flexibilisierung und Diversifizierung der Lieferketten und Handelsmärkte ist ebenfalls Ausdruck der Weltoffenheit der Schweiz – und eines meiner Hauptanliegen.

Daher setze ich aktuell meinen aussenwirtschaftspolitischen Schwerpunkt in den Abschluss neuer Freihandelsabkommen. Allein in den letzten Monaten konnten wir die Verhandlungen für neue Freihandelsabkommen mit Thailand, Malaysia und Kosovo finalisieren; und wir konnten die Abkommen mit der Ukraine und Chile modernisieren.

In der Reihe der Verhandlungserfolge besonders hervorheben möchte ich das Handels- und Wirtschafspartnerschaftsabkommen zwischen den EFTA-Staaten und Indien. Nach über 16 Jahren Verhandlungen konnten wir dieses wegweisende Abkommen im März 2024 unterzeichnen.

Und so freue ich mich sehr, gemeinsam mit meinem geschätzten Freund, Minister Piyush Goyal, heute hier zu sein. Wir haben jahrelang zusammen und mit grosser Entschlossenheit an der Finalisierung unseres Freihandelsabkommens gearbeitet. Der Weg dahin war nicht immer einfach. Aber wir haben es geschafft! Mit grossem Effort, viel Hingabe, mit gegenseitigem Respekt und Vertrauen. Es ist uns gelungen, ein für beide Seiten vorteilhaftes Abkommen auszuhandeln, eine «Win-Win-Partnerschaft».

Wir hoffen, dass das Abkommen im kommenden Herbst in Kraft treten wird, damit beide Seiten möglichst rasch von den Vorteilen des Freihandels profitieren können.

Wie Sie wissen, enthält das Abkommen auch ein neuartiges Kapitel über die Förderung von Investitionen und Arbeitsplätzen in Indien. Dabei können die Schweizer Firmen auf vorzügliche Partner in beiden Ländern zählen. Ich möchte hier einige nennen. Swissmem zum Beispiel. Oder die Schweizer Exportförderung S-GE, die auch in Indien mit einem Swiss Business Hub auf der Schweizer Mission präsent ist. Auch die Schweizerisch-Indische Handelskammer wird Sie in Ihren Exportprojekten unterstützen. Und last but not least: Invest India vor Ort, wenn es konkret um die Ansiedlung und Investitionen geht. Offenbar sind alle diese Organisationen heute hier. Nutzen Sie die Chance, sich mit Ihnen auszutauschen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
Nutzen wir unsere Weltoffenheit und unsere Stärken gemeinsam – für unsere Unternehmen, unsere Berufsleute und für die Schweiz als innovativen und zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort.


Adresse für Rückfragen:

Kommunikation GS-WBF +41 58 462 20 07 info@gs-wbf.admin.ch


Herausgeber:

Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung


Last update 29.01.2022

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