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Carl Lutz (1895-1975), während des Zweiten Weltkriegs Vize-Konsul bei der Schweizer Gesandtschaft in Budapest und Vertreter der Britischen Interessen in Ungarn, setzte sich 1944 und 1945 mit jüdischen Organisationen und seinem Team für ungarische Juden ein. Indem er ihnen Schutzpässe und Schutzbriefe ausstellte, hat er dazu beigetragen, Zehntausende Juden zu retten.
Seine Handlung wurde nun für eine Publikation rekonstruiert - erstmals auf der Grundlage von Zeitzeugenberichten. Anlässlich der IHRA-Plenarversammlung im Berner Kursaal stellte der Schweizer IHRA-Vorsitz das Buch an einem gemeinsam mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) organisierten Anlass vor. Carl Lutz‘ Stieftochter Agnes Hirschi und die in Kanada lehrende Historikerin Charlotte Schallié hatten für das Buch mit dem Titel „Under Swiss Protection“ unter anderem Gespräche mit Überlebenden in den USA, Kanada, Ungarn, Israel, Grossbritannien und der Schweiz, um das Wirken von Carl Lutz nachzuzeichnen.
„Es ist wichtig, dass wir die Geschehen der Vergangenheit und ihre Opfer nicht vergessen, wenn wir uns für eine bessere Welt engagieren“, sagte Benno Bättig, der amtierende IHRA-Vorsitzende. Bei dieser Gelegenheit kündigte der frühere Generalsekretär des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA an, dass einer der wichtigsten Sitzungsräume im EDA in „Salle Carl Lutz“ umbenannt und die Leistung von Carl Lutz und seiner Mitarbeitenden auf einer Plakette gewürdigt werde.
Neben der neuen Publikation über Carl Lutz stand am Schweizer Anlass auch die neue Lern-App „Fliehen vor dem Holocaust“ im Mittelpunkt. Fünf Geschichten von Fliehenden, die die Verfolgung jüdischer Menschen durch das nationalsozialistische Regime belegen und auch einen engen Bezug zur Schweiz herstellen, ermöglichen Jugendlichen den Zugang zum Thema Holocaust. Laut Peter Gautschi, Leiter des Zentrums Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen an der Pädagogischen Hochschule Luzern, ist das Besondere der App deren Interaktivität. Die Jugendlichen erstellen mit der App ein eigenes Zeitzeugnis, verschicken es per Mail und leisten auf diese Weise einen Beitrag zum kommunikativen Gedächtnis. Die Lern-App liegt im Frühjahr 2018 vor und kann sowohl im Unterricht als auch von den Jugendlichen individuell genutzt werden.
Mit der Förderung des Buchs über Carl Lutz und der Entwicklung der Lern-App sowie auch mit der Unterstützung der Publikation von 15 Bänden mit Memoiren von Holocaust-Überlebenden unterstreicht der Schweizer IHRA-Vorsitz sein Engagement für die Zielsetzungen der Allianz: Forschung und Bildung in Bezug auf den Holocaust zu fördern sowie die Erinnerung an die Opfer durch Gedenkfeiern und -stätten wachzuhalten. Die IHRA umfasst 31 Mitgliedstaaten. Verfahren hinsichtlich der Vollmitgliedschaft zweier weiterer Staaten, Bulgarien und Australien, wurden 2017 in die Wege geleitet. Zu den institutionellen Partnern der IHRA gehören unter anderem die UNO, der Europarat, die UNESCO und das Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte der OSZE. Die Schweiz ist seit 2004 Mitglied der IHRA.
Weiterführende Informationen
Schweizer Vorsitz der International Holocaust Remembrance Alliance im Jahr 2017
Adresse für Rückfragen:
Information EDA
Bundeshaus West
CH-3003 Bern
Tel.: +41 58 462 31 53
Fax: +41 58 464 90 47
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