7 Geschichten zu 70 Jahren Beziehungen Schweiz-China

Die Schweiz und China feiern 70 Jahre diplomatische Beziehungen. Was mit einem Telegramm am 17. Januar 1950 begann, ist zu einem engen und vielseitigen Verhältnis geworden, das die Schweiz weiterhin konstruktiv gestaltet und Differenzen auf Augenhöhe thematisiert. 7 Geschichten zu 7 Jahrzehnten lebhafter Beziehungen in den Bereichen Partnerschaft, Diplomatie, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Tourismus, und Sport.

Ansicht des Yolong Xueshan, aus Sicht von Lijang.

Das Jadedrachen-Schneegebirge bildet die imposante Kulisse zum Schwarzer-Drachenteich-Park im Norden von Lijang – und bildet eine Partnerschaft mit dem Matterhorn. © liming0759 / Pixabay

Matterhorn und Jadedrachen-Schneegebirge

Yulong Xueshan, zu Deutsch Jadedrachen-Schneegebirge, ist ein östlicher Ausläufer des Himalaja und ragt 5596 Meter hoch in den Himmel. In China so ikonisch wie das Matterhorn in der Schweiz, wurden die beiden Berge verschwistert, die anrainenden Orte Lijang und Zermatt zur Partnerstädten. Die Idee von Partnerschaften zwischen Orten und Regionen in der Schweiz und China zeigt die Verbundenheit der beiden Länder. Auch ist das Matterhorn nicht der einzige Berg, der sich eines Geschwisters in China erfreut, auch die Rigi und die Jungfrau haben Geschwister, ihre Namen sind Eimei und Huangshan.

Fakten & Zahlen: Berggeschwister & Städtepartnerschaften

  • 12 Kanton/Provinzpartnerschaften
  • 11 Gemeindepartnerschaften
  • 10 Städtepartnerschaften
  • 3 Berggeschwisterpaare

Auf den Spuren von Ella Maillart

Fünf Reiter reiten entlang einer Felswand in ein verlassenes Tal.
Szene aus dem Film von Raphaël Blanc über die Reise von Ella Maillart. © Raphaël Blanc

Männer und Frauen in traditioneller chinesischer Kleidung, die Zitrusfrüchte auf einem Markt in Peking verkaufen, Kamele, die Waren und Menschen in der Wüste Gobi befördern, chinesische Frauen mit gebundenen Füssen, die neugierig in eine Kamera schauen, und ein Ziegenlederfloss, das den Gelben Fluss hinuntertreibt. Die Genfer Reise-Autorin Ella Maillart beschreibt in solchen Szenen ihre abenteuerliche Reise durch das China des Jahres 1935. Dieses China hat sich gewandelt, es ist aber nach wie vor ein Reiseziel, das viele Schweizerinnen und Schweizer anzieht. Und umgekehrt ist die Schweiz ein Land, das auf den Reiseplänen vieler Chinesinnen und Chinesen nicht fehlen darf.

Fakten & Zahlen: Reisen

  • 399’293 Flugpassagiere mit Destination China (2019)
  • 1,8 Mio. Logiernächte chinesischer Touristen in der Schweiz (2019), das entspricht dem
  • 4. Rang unter den ausländischen Touristen.

Ein Telegramm als Auftakt

Das Telegram von 1950.
Der damalige Bundespräsident Max Petitpierre richtet sich an den Präsidenten der Volksrepublik China, Mao Zedong. © Dodis

Ein Telegramm steht am Anfang der 70 Jahre diplomatischer Beziehungen zwischen der Schweiz und China. Der damalige Bundespräsident Petitpierre richtet sich am 17. Januar 1950 an den chinesischen Präsidenten Mao Zedong und bekundet den Willen der Schweiz zur Zusammenarbeit. Seither wurden die diplomatischen Beziehungen zunehmend vertieft und ausgebaut. Diese sind trotz unterschiedlicher politischer, sozialer und wirtschaftlicher Systeme nach wie vor von Offenheit und gegenseitigem Respekt geprägt. Es gibt jedoch Bereiche, in denen die Beziehungen in den letzten Jahren komplizierter geworden sind: Wertedifferenzen treten häufiger und deutlicher zu Tage. Die kommende Erneuerung der China-Strategie wird ab 2021 eine Grundlage bilden, damit die Schweiz weiterhin Wege findet, mit diesen Unterschieden konstruktiv umzugehen.

Fakten & Zahlen: Diplomatie

  • 1 der Schwerpunktländer der Schweizer Aussenpolitik
  • 5 Vertretungen der Schweiz in China
  • 30 Fachdialoge
  • 17 Treffen auf Bundesratsebene seit 2016
  • 50+ Zusammenarbeitsvereinbarungen

Joint Venture einer chinesischen Firma mit ausländischem Partner

Fünf Kennzahlen zu den Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und China.
Schweiz-China 2019: Kennzahlen einer erfolgreichen Wirtschaftsbeziehung. © EDA

Das erste Joint Venture in China mit einer ausländischen Firma gelang 1980 dem Schweizer Lifthersteller Schindler. Es war der Startschuss einer erfolgreichen wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern, die in den vergangenen Jahren an Intensität zugenommen hat. 2007 war die Schweiz das erste westliche Land, das China den Status einer Marktwirtschaft verlieh, 2013 schloss die Schweiz als erstes kontinentaleuropäisches Land ein Freihandelsabkommen mit China ab. Die Intensiven Wirtschaftsbeziehungen spiegeln die zunehmende Bedeutung Chinas für die Schweizer Wirtschaft: China ist in Asien der grösste und in der Welt der drittgrösste Handelspartner der Schweiz. Die Schweizer Unternehmen bleiben jedoch mit Herausforderungen konfrontiert: die Vorherrschaft staatlicher Unternehmen, Technologietransfers und teils mangelnde Rechtssicherheit bestehen trotz vielen Fortschritten weiterhin. Deswegen setzt sich die Schweiz für möglichst barrierefreien Wirtschaftsbeziehungen mit China ein, die auf Reziprozität, Wettbewerbsgleichheit und international vereinbarten Normen basieren.

Fakten & Zahlen: Wirtschaft

  • 1 Freihandelsabkommen
  • 1. Joint Venture einer chinesischen Firma ausserhalb Chinas (Schindler)
  • 40 Jahre Handelskammer Schweiz-China
  • 36 Mrd. CHF bilaterales Handelsvolumen (2019)
  • 1000 Schweizer Unternehmen in China
  • 20'391'258 t Frachtverkehr (ca. ¼ gesamter Frachtmenge der CH, 2019)

Grösste Sammlung zeitgenössischer chinesischer Kunst

Ilustration des M+ Museums in Hongkong.
Das noch im Bau befindliche M+ Museum ist Empfänger eines grossen Teils der Kunstsammlung von Uli Sigg. © Winnie Yeuna_Visual Voices

Ende der Neunziger Jahre legte der Unternehmer und damalige Schweizer Botschafter Uli Sigg eine der grössten Kunstsammlungen zeitgenössischer chinesischer Kunst an. Das zu einem Zeitpunkt, an dem es noch kaum Nachfrage nach zeitgenössischer chinesischer Kunst gab. So ist die weltweit grösste Sammlung entstanden, die er zu einem grossen Teil dem M+ Museum in Hongkong vermachte, welches 2021 seine Türen öffnen soll.

Fakten & Zahlen: Kultur

  • 10 Jahre Förderung von Schweizer Kunst von ProHelvetia Shanghai
  • 5 Schweizer Künstler betreiben ihr Atelier in China (2020)
  • 2,6% des gesamten Engagements von ProHelvetia
  • 1463 Werke aus der Sammlung Sigg an das M+ Museum
  • 17’000 m2 geplante Ausstellungsfläche im M+ Museum der Basler Architekten Herzog & De Meuron

Wissenschaftliche Kooperation für Umwelt und Klima

Ausblick über die Hochhäuser von Shanghai, eingehülllt in Smog.
Ausblick über die Hochhäuser von Shanghai, eingehülllt in Smog, Lujiazui, Pudong, Shanghai. © Keystone

Die Schweiz und China arbeiten bei der Bekämpfung der Auswirkungen der Urbanisierung auf die Gesundheit der Menschen und den Klimawandel im drittgrössten Land der Welt zusammen. Das chinesisch-schweizerische Programm - Clean Air China (CAC) - unter der Leitung der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), soll die Treibhausgasemissionen in chinesischen Grossstädten verringern. Mit einem chinesisch-schweizerischen Forschungsteam werden im Rahmen des Projekts neuartige Methoden zur genaueren und zeitnahen Analyse von Verschmutzungsquellen entwickelt, um effektivere Maßnahmen zur Bekämpfung der Verschmutzung zu identifizieren (mehr Info). Diese wissenschafliche Kooperation ist nur einer von vielen Bereichen der Zusammenarbeit in den Feldern Wissenschaft, Forschung und Bildung, was sich etwa auch in den über 250 Universitätspartnerschaften zwischen der Schweiz und China widerspiegelt.

Fakten & Zahlen: Akademie & Wissenschaft

  • 250 ETH Projektpartnerschaften seit 2008
  • 28% der weltweiten Treibhausgasemissionen werden von China produziert
  • Bis 2060 will China kohlenstoffneutral werden
  • 2‘493 chinesische Studierende im Herbstsemester 19/20 an Schweizer Universitäten
  • 849 Schweizer Studierende in China

Chinesische Skilehrer auf Schweizer Pisten

Chinesische Skitouristin mit Instruktor.
Chinesische Touristen erlernen in der Schweiz das Skifahren, mit Begleitung in der eigenen Sprache. © myswitzerland

Damit chinesische Touristinnen und Touristen in der Schweiz Skifahren lernen können, wurden acht chinesische Skilehrer in der Schweiz ausgebildet und in grossen Skigebieten platziert. Inzwischen hat sich dieses Projekt weiterentwickelt, einer der Skilehrer hat in Chongli, dem Austragungsort der Winterolympiade 2022, gemeinsam mit einem Schweizer eine Skischule gegründet. Drei der Skilehrer sind nach wie vor in der Schweiz tätig, wo inzwischen auch ein junges chinesisches Nachwuchstalent für die Olympiade trainiert.

Fakten & Zahlen: Sport

  • 8 in der Schweiz ausgebildete Skilehrer
  • 1 Nachwuchstalent
  • 7 Schweizer Medaillen Beijing 2008
  • 12 monatige Tour des Swiss House in Beijing für Olympia 2022
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