Die Schweiz im Mittelpunkt einer Initiative für einen globalen Zugang zu künstlicher Intelligenz
Transparente, allgemein zugängliche Systeme künstlicher Intelligenz, um globale Herausforderungen zu bewältigen: Dies ist das Ziel einer neuen Initiative, die das EDA und die Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zusammenarbeit mit mehreren internationalen Partnern lanciert haben. Einige Erklärungen.
EDA-Staatssekretär Alexandre Fasel und Christian Wolfrum, Vizepräsident der ETH Zürich, bei der Lancierung der ICAIN-Initiative während des WEF in Davos. © WEF
Nein, dieser Artikel wurde nicht mithilfe von künstlicher Intelligenz verfasst. Aber wir wissen alle: Künstliche Intelligenz beeinflusst unser Leben, ob am Arbeitsplatz, zu Hause oder in der Freizeit. Die neue Schlüsseltechnologie verändert die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft funktioniert. Und sie betrifft natürlich auch die Wirtschaft und die Politik. Die Schweiz engagiert sich in diesem Bereich, der ein enormes Potenzial aufweist. Es geht ihr dabei vor allem um die Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Pandemien und Ungleichheiten. Die neueste Initiative im KI-Bereich wurde vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), der ETHZ und der EPFL soeben im Rahmen des WEF in Davos lanciert. Ihr Name: «International Computation and AI Network of Excellence» (ICAIN).
Die Schweizer Initiative, hinter der namentlich die Abteilung Digitalisierung des EDA steht, unterstreicht die starke Position der Schweiz in der KI-Forschung und die Bedeutung des internationalen Genf für Fragen der KI als Gemeingut. «ICAIN war aber von Anfang an auch ein internationales Projekt», erklärt Alexandre Fasel, Staatssekretär des EDA.
Verringerung der digitalen Kluft
Die Initiative hat zum Ziel, KI-Technologien zu entwickeln, die einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen haben, für alle verfügbar sind und dabei helfen, die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der UNO umzusetzen und globale Ungleichheiten zu reduzieren. «Derzeit haben nicht alle Länder den gleichen Zugang zu den Ressourcen, die für die Durchführung von KI-Projekten notwendig sind. Wenn sich dies nicht ändert, wird die digitale Kluft immer grösser und die Ungleichheiten nehmen zu», sagt EDA-Staatsskretär Alexandre Fasel.
Hier will die ICAIN-Initiative Gegensteuer geben. Dabei kann sie auf das Fachwissen der besten Forscherinnen und Forscher Europas und Afrikas im KI-Bereich zurückgreifen. Zudem verfügt ICAIN über zwei der modernsten und leistungsfähigsten Supercomputer der Welt. «Das macht die ICAIN-Initiative aussergewöhnlich. Ohne Zugang zu solchen Rechenleistungen haben Forschende, vor allem in Entwicklungsländern, einen enormen Nachteil. Dank ICAIN können wir die Kluft verringern», meint Alexandre Fasel.
Für eine transparente KI
ICAIN operiert an der Schnittstelle zwischen öffentlichem und privatem Sektor, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Das Netzwerk lancierte beispielsweise drei Pilotprojekte in Zusammenarbeit mit Data Science Africa. Diese panafrikanische Organisation, die Datenwissenschaftlerinnen und Datenwissenschaftler des Kontinents miteinander vernetzt und ihnen Ausbildungsangebote zur Verfügung stellt, möchte KI unter anderem dazu nutzen, die Landwirtschaft widerstandsfähiger gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu machen. «Globale Probleme erfordern globale Lösungen. Die afrikanischen Länder kämpfen mit Herausforderungen, mit denen auch wir zunehmend konfrontiert sind. Das gilt beispielsweise für die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft. So können gegebenenfalls auch Landwirte in anderen Regionen von Lösungen profitieren, die in Afrika im Hinblick auf eine klimaresistentere Landwirtschaft entwickelt wurden», erklärt Prof. Christian Wolfrum, Vizepräsident der ETH Zürich.
Zwecks Zugänglichkeit und Inklusion wird ICAIN auch KI-Projekte unterstützen, die auf Transparenz und Open Source basieren. «Es muss für alle nachvollziebar sein, wie und mit welchen Daten die KI-Modelle trainiert wurden und wie sie zu ihren Ergebnissen gekommen sind», sagt Prof. Wolfrum.
Mehrere neue Pilotprojekte geplant
Die Initiative befindet sich derzeit in der Inkubationsphase. Im Jahr 2024 werden die Kriterien für die Projektauswahl und die Governance-Regeln finalisiert. Ausserdem werden mehrere neue Pilotprojekte lanciert, etwa das Projekt «Weather Data Quality Assurance». Dabei geht es unter anderem darum, KI zu nutzen, um qualitativ gute Wetterdaten zu gewährleisten. Diese Daten sind wichtig für den landwirtschaftlichen Entscheidungsprozess und können dazu beitragen, die Landwirtschaft widerstandsfähiger gegenüber den negativen Auswirkungen des Klimawandels zu machen.
Kohärente Digitalaussenpolitik
Die Abteilung Digitalisierung des EDA koordiniert die Umsetzung der Strategie Digitalaussenpolitik 2021–2024 des Bundesrates. Sie stellt die kohärente Vertretung der Schweizer Interessen im digitalen Raum sicher. Zu ihren Schwerpunkten gehören die Stärkung des internationalen Genf, insbesondere als Hub für digitale Gouvernanz, und die Leistung eines Schweizer Beitrags zu innovativen Lösungsfindungen im Bereich der KI-Gouvernanz. Dieser Ansatz steht im Einklang mit den Schwerpunkten der Aussenpolitischen Strategie 2024–2027, namentlich dem thematischen Schwerpunkt Demokratie und Gouvernanz.
Links
- Kompetenznetzwerk für künstliche Intelligenz, CNAI
- Künstlich Intelligenz, Bundesamt für Kommunikation
- Plateforme Tripartite Suisse für digitale Gouvernanz und künstliche Intelligenz, BAKOM
- Künstliche Intelligenz, Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation
- Schweizerischer Ansatz zur Regulierung von KI-Systemen