Schweiz und Kroatien: Kooperation und Dialog auch in Notlagen

Ende Januar hat die Humanitäre Hilfe des Bundes die erste Phase ihres Einsatzes in Kroatien abgeschlossen. 20 mobile Wohneinheiten für die vom Erdbeben betroffene Bevölkerung wurden dem kroatischen Zivilschutz übergeben. Botschafterin Emilija Georgieva erläutert die Rolle der Schweizer Botschaft in Zagreb und spricht über die langjährigen guten Beziehungen zwischen der Schweiz und Kroatien. Eine Beziehung im Zeichen der Kooperation und des Dialogs.

Eine mobile Wohneinheit wird mit einem LKW transportiert.

20 mobile Wohneinheiten wurden von der Humanitären Hilfe des Bundes an den kroatischen Zivilschutz übergeben, der sich umgehend um die Verteilung an die Familien in Not gekümmert hat. © EDA

Am 27. Januar fand in Petrinja eine Übergabezeremonie der ungewöhnlichen Art statt: Die Humanitäre Hilfe des Bundes übergab 20 mobile Wohneinheiten an die kroatische Zivilschutzbehörde, die diese rasch an die bedürftigen Familien verteilte. Anwesend war auch die Schweizer Botschafterin in Zagreb mit ihren Mitarbeitenden. Die kroatischen Behörden waren durch Staatssekretärin Irena Petrijevčanin Vuksanović (Innenministerium) und Staatssekretär Zdenko Lucić (Ministerium für auswärtige und europäische Angelegenheiten) vertreten. Kontinuierliche, wirksame Teamarbeit: Das Treffen veranschaulicht die Zusammenarbeit der Schweiz und Kroatiens bei der Unterstützung der Bevölkerung nach dem Erdbeben.

Vor einer Wohneinheit standen die Schweizer Botschafterin Emilija Georgieva, Staatssekretärin Irena Petrijevčanin Vuksanović (Innenministerium) und Staatssekretär Zdenko Lucić (Ministerium für europäische und auswärtige Angelegenheiten).
© EDA

Die Schweizer Botschaft in Zagreb übernahm eine wichtige Brückenfunktion, da sie dank früherer Kooperationen über grosse Erfahrung und langjährige gute Beziehungen verfügt. Zugute kam ihr auch ein Engagement im Bereich der Prävention: «Während der Migrationskrise von 2015 arbeitete die Humanitäre Hilfe des Bundes eng mit dem kroatischen Zivilschutz zusammen. Zudem hatte unsere Botschaft dank einer Übung zur Vorbereitung auf eine Zusammenarbeit im Krisenfall gute Kontakte zum kroatischen Zivilschutz. Diese waren jetzt sehr nützlich», sagt Botschafterin Georgieva.

Im Vordergrund stand die rasche Unterbringung der Betroffenen, vor allem angesichts der winterlichen Temperaturen, wie uns bereits die Architekten Rolf Grossenbacher und Michael Stoller erklärten, die als Experten des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe im Einsatz waren. Sie wurden von der Botschaft bei der Kommunikation mit lokalen Akteuren unterstützt. Was macht die Botschaft in Zagreb jetzt, nachdem die Wohncontainer übergeben wurden und die erste Phase des Schweizer Einsatzes abgeschlossen ist? «Die Botschaft pflegt ihr Kontaktnetz zu den lokalen Behörden weiter und bearbeitet die vielen Unterstützungsgesuche, die wir nach wie vor erhalten», erklärt die Botschafterin. Eine weitere Spende ist bereits geplant: Zurzeit werden zwölf Sanitärblöcke mit Dusche/WC und Küche produziert, die die im Erdbebengebiet aufgestellten Wohncontainer ergänzen sollen. «Auch hier werden wir die Kolleginnen und Kollegen von der Humanitären Hilfe bei der Finalisierung der Verträge sowie bei logistischen und finanziellen Fragen im Zusammenhang mit dem kroatischen Recht unterstützen. Um den Menschen helfen zu können, deren Häuser unbewohnbar sind, braucht es nicht nur eine gute Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden, sondern auch eine funktionierende Logistik hinter den Kulissen», sagt Botschafterin Georgieva.

Die Beziehungen zwischen Kroatien und der Schweiz sind nicht nur im humanitären Bereich ausgezeichnet. Sie entwickelten sich auch im Rahmen des Schweizer Engagements zum Wiederaufbau Kroatiens nach dem Krieg. «Das Erdbeben fand in der Region Petrinja statt, die bereits unter dem Krieg schwer gelitten hatte und wirtschaftlich viel weniger entwickelt ist als der Rest des Landes. Noch heute gibt es dort etliche Minen und andere explosive Kriegsmunitionsrückstände», sagt die Botschafterin. Im Rahmen des Erweiterungsbeitrags finanzierte die Schweiz ein Minenräumungsprojekt, von dem auch die Region Petrinja profitierte. Ziel war es, die Lebensqualität der Bevölkerung in den minenverseuchten Gebieten zu verbessern. Die Botschafterin liefert einige Daten dazu: «Im September 2018 säuberten kroatische Minenräumer ein 1,8 Quadratkilometer grosses Gebiet im Wald von Kotar-Stari Gaj bei Petrinja. Dabei wurden rund 3585 Sprengsätze aus dem Kroatienkrieg entschärft.»

Mit dem Erweiterungsbeitrag unterstützt die Schweiz auch den Bau und Ausbau von Trinkwasser- und Abwassersystemen, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo viele Menschen nur eine Sickergrube haben. Des Weiteren engagiert sich die Schweiz im Bereich der Forschungszusammenarbeit und der Modernisierung des Berufsbildungssystems. «Wir sollten aber nicht vergessen», sagt Botschafterin Georgieva weiter, «dass die ausgezeichneten bilateralen Beziehungen vor allem auf den intensiven Austausch zwischen kroatischen und schweizerischen Bürgerinnen und Bürgern zurückzuführen sind. Die Schweiz hat eine grosse kroatische Diaspora, während Kroatien im Sommer viele Touristinnen und Touristen aus der Schweiz zählt. Dieser Austausch führt nicht nur zu engen zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern auch zu Projekten von ‹Mensch zu Mensch›, die wiederum zum gegenseitigen Verständnis beitragen», meint sie.

Humanitäre Hilfe der Schweiz

Die Humanitäre Hilfe des Bundes setzt sich vor, während und nach Konflikten, Krisen und Naturkatastrophen für die Interessen von schutzbedürftigen Menschen ein. Dabei konzentriert sie sich auf folgende Bereiche: Wiederaufbau und Rehabilitation der betroffenen Gebiete, Katastrophenvorsorge, Schutz von verletzlichen Personen und Nothilfe. Die Humanitäre Hilfe gehört zur Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und ist Teil des eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA).

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