Klimawandel als Sicherheitsrisiko
In seiner ersten Erklärung gegenüber des UNO-Sicherheitsrats äussert sich Bundesrat Ignazio Cassis zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den Frieden und die internationale Sicherheit. Im Rahmen einer hochrangigen Debatte zeigt der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf, was die Schweiz zu Konfliktvermeidung leistet und wieso eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit im Kampf gegen den Klimawandel zentral ist.
Direkte Auswirkungen des Klimawandels, wie beispielsweise Dürren und regionale Wasserknappheit, bergen grosses Konfliktpotenzial und sind eine Gefahr für die Menschen vor Ort und die internationale Sicherheit. © Keystone
Die Auswirkungen des Klimawandels kennen keine geografischen Grenzen. Sie betreffen die gesamte Weltbevölkerung und sind dort besonders spürbar, wo die Lebensgrundlagen von Menschen stark bedroht sind. Gleichzeitig verstärken extreme Wetterereignisse, Dürre, Wasser- und Lebensmittelknappheit und der ansteigende Meeresspiegel zahlreiche Konflikte in verschiedenen Regionen der Erde und stellen damit eine Bedrohung für Frieden, Sicherheit und die Stabilität der Welt dar. Sich mit globalen Sicherheitsfragen auseinanderzusetzen heisst daher auch, sich mit dem Klimawandelt zu befassen.
Folgen des Klimawandels mit direkten Auswirkungen auf den internationalen Frieden
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Sicherheit werden auch im UNO-Sicherheitsrat besprochen. Das Gremium der Vereinten Nationen, welches zentrale Fragen rund um die globale Sicherheits- und Friedenspolitik debattiert, traf sich daher am 23. Februar 2021 unter britischem Vorsitz in einer von Premierminister Boris Johnson geleiteten virtuellen Debatte, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die internationale Sicherheit zu diskutieren.
Im Rahmen dieser auch für Nicht-Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats offenstehenden Debatte, äusserte sich Bundesrat Ignazio Cassis in einer Videobotschaft zur Bedeutung des gemeinsamen Kampfes gegen den Klimawandel: «Die Folgen des Klimawandels für den internationalen Frieden und die Sicherheit sind tiefgreifend. Sie können Konflikte verursachen oder bestehende Konflikte verschärfen», betonte Ignazio Cassis in seiner Erklärung.
Erste Subsahara-Afrika-Strategie als Zeichen einer nachhaltigen Zusammenarbeit
Es ist die erste Ansprache von Bundesrat Ignazio Cassis im Sicherheitsrat. Seit Beginn der Covid-19 Pandemie konnten Nicht-Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats ihre Beiträge nur schriftlich einreichen. Bei der aktuellen Debatte bestand erstmals die Möglichkeit mit einer Videoaufzeichnung an der Debatte teilzunehmen. Ignazio Cassis unterstrich in seiner Ansprache auch die Schweizer Kandidatur für einen nichtständigen Sitz im Sicherheitsrat.
Erst vor wenigen Wochen kehrte der Vorsteher des EDA von einer sechstägigen Reise nach Algerien, Mali, Senegal und Gambia zurück. «Während meines Besuchs konnte ich die Auswirkungen des Klimawandels mit eigenen Augen sehen. Die Sahelzone zum Beispiel erwärmt sich schneller als der globale Durchschnitt», erklärte Ignazio Cassis. Umso wichtiger sei es, dass die Länder im Kampf gegen grundlegende Probleme unserer heutigen Zeit nicht alleine gelassen werden. Erst vor Kurzem hat das EDA die neue Subsahara-Afrika-Strategie der Schweiz veröffentlicht. «Unser Land bestätigt damit die wachsende Bedeutung des afrikanischen Kontinents, in all seiner Vielfalt.»
Mit Prävention und Innovation potentielle Konfliktherde der Zukunft verhindern
Gerade in Westafrika, wie auch im Nahen Osten und in Zentralasien, birgt das Thema Wasser oder die Wasserknappheit grosses Konfliktpotenzial, das der Klimawandel weiter verschärft. Die Schweiz versucht mit Wasserdiplomatie – der sogenannten Blue-Peace-Initiative – mögliche Konfliktherde bereits durch eine gerechte und nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen präventiv zu entschärfen. «Ein gutes gemeinsames Management von Wasserressourcen reduziert Spannungen und fördert stabile Beziehungen zwischen Staaten», betonte Ignazio Cassis.
Die Schweiz setzt sich darüber hinaus mit der Förderung moderner Technologien ein. Unter dem Namen Tech4Good fördert, entwickelt und unterstützt die internationale Zusammenarbeit der Schweiz Projekte, die neue Technologien weltweit so anwenden, dass sie gleichzeitig einen Mehrwert für die Wirtschaft, die Umwelt und vor allem für den Menschen generieren.
Schweizer Know-how im Bereich moderner Technologien können so die Lebensbedingungen von Millionen Menschen nachhaltig verbessern, nicht nur in der Bekämpfung des Klimawandels, sondern auch in Bereichen wie Agrartechnik, Gesundheitsversorgung, Katastrophen-Resilienz oder dem Bausektor. Durch die Schaffung nachhaltiger Lebensgrundlagen für Menschen in Konfliktregionen trägt die Schweiz aktiv zur Förderung weltweiter Stabilität bei.
Schweiz kandidiert für den UNO-Sicherheitsrat
20 Jahre nach ihrem UNO-Beitritt kandidiert die Schweiz erstmals für einen zweijährigen, nichtständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat. Der Bundesrat hat die Kandidatur 2011 nach umfangreichen Konsultationen mit dem Parlament beschlossen und eingereicht. Bundesrat und Parlament haben die Kandidatur seither wiederholt bestätigt. Die Wahlen für die Periode vom 01.01.2023 bis 31.12.2024 finden im Juni 2022 in New York statt. Wahlgremium ist die UNO-Generalversammlung mit 193 Ländern. (mehr zur Kandidatur der Schweiz)
Links
- Medienmitteilung – UNO-Sicherheitsrat: Erste Erklärung von Bundesrat Ignazio Cassis zur Sonderdebatte zum Thema Klima und Sicherheit
- Website – Reden des Vorstehers des Departements
- Website – Klimawandel und Umwelt
- Website – Blue Peace: Wasser als Instrument für den Frieden
- Dossier – Tech4Good: wirksame Partnerschaften mit Privatsektor und Wissenschaft
- Website – Kandidatur der Schweiz für den UNO-Sicherheitsrat
- Website – A Plus for Peace