Künstliche Intelligenz (KI) hat unbemerkt in vielen Bereichen unseres Alltags bereits einen festen Platz. Wenn wir am morgen verschlafen und ungekämmt unseren Blick aufs Smartphone richten, entsperrt KI mittels Bilderkennungsoftware das Telefon. Anschliessend öffnen wir unsere E-Mail-App. Dank KI, landen unerwünschte Werbungs- und Phishingmails im Spamordner. Anschliessend fahren wir zur Arbeit. Die KI im Navigationssystem warnt uns vor Stau und berechnet für uns die schnellste Al-ternative. Abends schlägt uns die KI von Netflix Filme vor, die uns interessieren könnten.
Ein Buch mit sieben Siegeln
Die stark zunehmende Rechenkraft von Computern in den letzten Jahrzehnten, die gigantische Verfügbarkeit von Daten und die Weiterentwicklung des maschinellen Lernens hat die künstliche Intelligenz dorthin gebracht, wo sie heute steht. Dank KI können computerbasierten Maschinen Aufgaben übertragen werden, die vorher nur Menschen ausführen konnten. Und das hat das Potenzial die Wirtschaft und die Gesellschaft stark zu verändern. Automatische Sprachübersetzung, selbstfahrende Autos, Chatbots oder Bilderkennungssoftware sind nur ein paar Beispiele. Doch bleibt KI für viele ein Buch mit sieben Siegeln: Die Undursichtigkeit wie KI zu einem Entscheid kommt, der Einsatz von KI zur Massenüberwachung, die Manipulation in Wahlkämpfen mit Hilfe von KI oder autonomeWaffensysteme haben Einfluss auf das Vertrauen, das die Gesellschaft in künstliche Intelligenz hat. Gemäss einer Studie, die das WEF in Auftrag gegeben hat, erwarten 60 Prozent der Erwachsenen weltweit, dass Produkte und Dienstleistungen, die künstliche Intelligenz nutzen, ihr Leben erleichtern werden. Gleichzeitig geben nur 50 Prozent an, dass sie Unternehmen, die KI nutzen, genauso viel vertrauen wie Unternehmen, die dies nicht tun.
Was braucht es, damit KI-Systemen besser vertraut werden kann?
KI-Systeme unterstützen den Menschen in vielen Bereichen, werden weltweit entwickelt und führen uns doch grundlegende Fragen zu Ethik, Recht und Standardisierung vor Augen. Denn Technologie ist nicht wertneutral. Die Entwickler von künstlicher Intelligenz entstammen einer Kultur und einem sozialen Umfeld, deren Werte Eingang in die Anwendung künstlicher Intelligenz finden. International finden dazu in zahlreichen Bereichen Diskussionen statt, die jedoch unübersichtlich, branchenspezifisch und wenig koordiniert sind. Die Schweiz will mit ihrer Aussenpolitik den Austausch zwischen den wichtigsten KI-Akteuren fördern. Abgeleitet aus ihrer Aussenpolitischen Strategie 2020-2023 nimmt sie eine aktive Rolle bei der Gestaltung eines internationalen Regelwerks für künstliche Intelligenz ein, das die Grundlage für Vertrauen in KI-Systeme legen soll. Ein internationales Regelwerk definiert die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren, eine klare Rollenverteilung und klare Regeln bei der Anwendung von KI, wobei letztere auch der Privatwirtschaft den notwendigen Spielraum für Innovation erlauben.
Schweizer Mehrwert in der internationalen Debatte
Der Schweizer Standort für Forschung, Entwicklung und Innovation im Bereich der künstlichen Intelligenz ist im internationalen Vergleich weit fortgeschritten. Zahlreiche global agierende Unternehmen in der Medizintechnik, der Pharma- oder der Maschinenindustrie verlagern ihre Produktion ins Ausland, lassen aber ihre Produkt- und Dienstleistungsentwicklung zugunsten der Innovation in der Schweiz. Als Gaststaat verbindet die Schweiz im internationalen Genf zahlreiche Akteure und Organisationen, die als «Centre of Normative Power» gelten. Das sind Akteure wie Staaten, multilaterale Organisationen oder private Unternehmen, die eine zentrale Rolle in der Gestaltung für weltweit geltende Normen und Standards bei KI-Systemen spielen.
Ein anderer Genfer Akteur ist die Stiftung GESDA (Geneva Science and Diplomacy Anticipator). Sie verfolgt das Ziel, technologische und wissenschaftliche Revolutionen – darunter auch künstliche Intelligenz – vorauszuahnen und setzt sich mit deren Auswirkungen auf die Menschheit auseinander. Die internationalen Diskussionen um KI haben eine starke geopolitische Komponente. Wegen ihrer Neutralität und politischen Stabilität, kann die Schweiz in diesem Bereich einen Mehrwert bieten und kann als glaubwürdige Vermittlerin zu kompromissfähigen Lösungen beitragen.
Gestaltung eines internationalen Regelwerks
Die zweitägige Expertenkonferenz «Artificial Intelligence with trust» in Genf bringt wichtige Akteure auf dem Gebiet der KI zusammen. Sie bietet eine Plattform für den Autausch über die drängendsten KI-Herausforderungen. In den bisherigen internationalen Diskussionen haben sich fünf Ebenen herauskristallisiert, die für die Gestaltung eines internationalen Regelwerks von KI relevant sind und besser miteinander verknüpft werden sollen: