Vereinigung südostasiatischer Länder (ASEAN)

Die Vereinigung südostasiatischer Länder (Association of Southeast Asian Nations, ASEAN) ist die vorrangige multilaterale Organisation in Südostasien. Sie zählt mit der Ausnahme Timor-Lestes alle Länder der Region zu ihren Mitgliedern.

Seit ihrer Gründung 1967 hat sich die ASEAN als zentrales Format für die regionale Zusammenarbeit in einer Vielzahl von Politikbereichen etabliert. Dies umfasst nebst der wirtschaftlichen Integration auch die Förderung von Frieden und Stabilität, die Verringerung des Wohlstandsgefälles zwischen den Mitgliedstaaten und die nachhaltige Entwicklung. Darüber hinaus versteht sich die ASEAN im Sinne der «ASEAN-Zentralität» als Plattform für die zwischenstaatliche Zusammenarbeit in der gesamten Raum Asien-Pazifik. Dialoggefässe wie die «ASEAN+»-Formate, der East Asia Summit (EAS) und das ASEAN Regional Forum (ARF) dienen diesem Bestreben. Wie keine andere Institution ist die ASEAN damit imstande, die relevanten Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sowohl für Südostasien als auch für den breiteren Raum Asien-Pazifik regelmässig an einen Tisch zu bringen.

Die Schweiz unterhält seit 2016 eine sektorielle Dialogpartnerschaft mit der ASEAN. Diese erlaubt es, aussenpolitische Prioritäten gegenüber Südostasien verstärkt auch auf multilateraler Ebene einzubringen. Als sektorielle Dialogpartnerin verfügt die Schweiz über privilegierten Zugang zu hochrangigen Treffen im Rahmen der ASEAN, etwa auf Stufe der Aussen- und Wirtschaftsministerinnen und -minister.

Bestandteil der sektoriellen Dialogpartnerschaft ist auch die technische Zusammenarbeit, mit der die Schweiz zur Verringerung der Entwicklungsunterscheide zwischen den ASEAN Ländern beiträgt. Sie unterstützt dabei Bestrebungen der ASEAN in den thematischen Schwerpunktbereichen Frieden und Sicherheit, Wohlstand, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, die mit ihren eigenen Interessen im Einklang stehen. Ein gemeinsam besetzter Steuerungsausschuss nimmt eine jährliche Bestandsaufnahme der Partnerschaft vor und setzt die Leitlinien für deren Weiterentwicklung.

Die Eckwerte der Zusammenarbeit für die kommenden Jahre sind in gemeinsam festgelegten Kooperationsbereichen (Practical Cooperation Areas 2022–2026) festgelegt. Zwecks Förderung von Frieden und Sicherheit unterstützt die Schweiz beispielsweise die ASEAN Intergovernmental Commission on Human Rights (AICHR), ein mit der Stärkung der Menschenrechte in Südostasien beauftragtes zwischenstaatliches Gremium. Im Bereich Wohlstand beinhaltet das Schweizer Engagement die Einbringung von Expertise zur Stärkung der Berufsbildung. Mit der Fortsetzung der wirtschaftlichen Integration der ASEAN könnten zudem handelspolitische Anliegen vermehrt auf regionaler Ebene eingebracht werden, etwa im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen der EFTA und der ASEAN. Auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit steht die Unterstützung der Bestrebungen der ASEAN beim Katastrophenmanagement, beim Klimaschutz, beim Erhalt der Biodiversität und hinsichtlich eines nachhaltigen Wassermanagements im Vordergrund. Im Bereich der Digitalisierung schliesslich strebt die Schweiz einen regelmässigen Dialog mit der ASEAN an und unterstützt den Kapazitätsaufbau zur Stärkung der Cybersicherheit in den südostasiatischen Ländern.

Die Schweizer Botschaft in Indonesien vertritt die Interessen der Schweiz gegenüber dem ASEAN-Sekretariat. In Bern ist die Abteilung Asien und Pazifik des Staatssekretariats des EDA für die Beziehungen zur ASEAN und deren Mitgliedstaaten zuständig. Sie arbeitet dabei mit anderen Organisationseinheiten des EDA und der Bundesverwaltung zusammen.