DEZA-Direktorin Patricia Danzi: «Ich spüre eine enorme Solidarität»

Patricia Danzi zieht im Rahmen einer Medienkonferenz am Montag, 27. Juli 2020, zu ihren ersten 100 Tagen als DEZA-Direktorin Bilanz. Im Depot der Humanitäre Hilfe in Wabern schaut sie zurück auf ihren Einstieg mitten in einer globalen Pandemie und betont, wie wichtig die Unterstützung vor Ort ist – eine Partnerschaft, die auch nach der Krise Früchte trägt.

DEZA-Direktorin Patricia Danzi gibt einem Journalisten ein Interview.

Seit knapp 100 Tagen im Amt: DEZA-Direktorin Patricia Danzi über COVID-19, die internationale Zusammenarbeit der Schweiz und die Bedeutung, vor Ort präsent zu sein. © EDA

Es ist der 1. Mai 2020, als Patricia Danzi ihre Funktion als Direktorin der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) aufnimmt – mitten in der COVID-19-Krise. «Ich wurde von meinem Chef, aber auch von meinen Kolleginnen und Kollegen in Bern und in den Aussenstellen herzlich aufgenommen. Aber es war natürlich ein komisches Gefühl, das DEZA-Gebäude fast leer zu erleben, nicht selbst in die betroffenen Gebiete reisen zu können», erzählt Patricia Danzi. Entsprechend wichtig sei es gewesen, die Kommunikation mit den Leuten im Feld sicherzustellen: «Sie leisten vor Ort Unterstützung, sie sind dort aktiv, wo die Schweizer Hilfe ankommt.» Aber auch der bilaterale und der multilaterale Austausch waren in den letzten Wochen intensiv, wenn auch mehrheitlich digital, so die neue DEZA-Direktorin.

Die Schweiz hat schnell und unbürokratisch reagiert. Ich spüre eine enorme Solidarität und ein hohes Interesse an der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz.
Patricia Danzi, Chefin Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit

Die COVID-19-Krise hat auch gezeigt, wie wichtig rasche und flexible Entwicklungszusammenarbeit ist. «Die Schweiz hat schnell und unbürokratisch reagiert. Wir konnten innert kürzester Zeit zusätzliche Hilfe sprechen und vor Ort Unterstützung leisten. Ich spüre eine enorme Solidarität und ein hohes Interesse an der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz», betont Patricia Danzi.

Armut bekämpfen und Rechtstaatlichkeit fördern

Das Engagement der Schweiz im Ausland beschäftigt das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) sowie seine Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) nicht nur im Zusammenhang mit dem aktuellen Coronavirus, sondern auch im Rahmen der Strategie der internationalen Zusammenarbeit (IZA 2021–2024). Aktuell befindet sich die IZA-Strategie in der parlamentarischen Beratung: In der Sommersession wurde sie vom Nationalrat deutlich angenommen, in der Herbstsession im September nimmt sich der Ständerat des Themas an. Sagt auch der Ständerat Ja, wird die Strategie ab 2021 umgesetzt. 

Hunger, Krieg und fehlende wirtschaftliche Perspektiven sind Hauptgrund für Flucht und Migration.
Patricia Danzi, Chefin Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit

Ein Schwerpunktthema für die neue DEZA-Direktorin: «Wir wollen die Armut bekämpfen, indem wir vor Ort Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft fördern. Zudem sehen wir in der COVID-19-Krise deutlich, wie wichtig funktionierende rechtsstaatliche Systeme sind. Diese wollen wir stärken und so die Einhaltung der Menschenrechte und die internationale Governance fördern», betont Patricia Danzi. Nicht zuletzt spielt der Kampf gegen den Klimawandel eine zentrale Rolle. «Schliesslich sind es die Entwicklungsländer, die die Folgen der Klimakrise besonderes stark zu spüren bekommen. Hunger, Krieg und fehlende wirtschaftliche Perspektiven sind Hauptgrund für Flucht und Migration.» 

Schweizer Interesse an einer stabilen internationalen Ordnung

Mit der IZA-Strategie 2021–2024 wird die Entwicklungszusammenarbeit stärker fokussiert und dadurch noch wirkungsvoller. Sie basiert auf den Kriterien der Bedürfnisse der Bevölkerung vor Ort, der langfristigen Interessen der Schweiz und des Mehrwerts der Schweizer Zusammenarbeit im internationalen Vergleich. «Wir haben ein solides Mandat, das auf unserer Verfassung beruht und die Bedürfnisse der Menschen und die Armutsbekämpfung ins Zentrum stellt. Die Schweiz ist ein global vernetztes Land, als solches haben wir ein Interesse an einer friedlichen und gerechten internationalen Ordnung, an wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und einer weltweiten nachhaltigen Entwicklung. Gleichzeitig kann die Schweiz in diesen Bereichen dank ihrer Expertise, dank Innovation und ihren Guten Diensten einen wichtigen Beitrag leisten», betont Patricia Danzi. 

Der Einbezug der Wirtschaft ist zentral, wenn wir die Armut in den Regionen nachhaltig bekämpfen wollen.
Patricia Danzi, Chefin Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit

In der Umsetzung ist es anschliessend entscheidend, dass man auf Partner zählen kann. Dazu gehören regionale Institutionen genauso wie nationale und internationale NGO oder die Wirtschaft. «Der Privatsektor kann etwas, was wir nicht können: vor Ort Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft ankurbeln. Es ist eine Tatsache, dass in unseren Partnerländern 80 bis 90 Prozent der Beschäftigten im Privatsektor angestellt sind. Der Einbezug der Wirtschaft ist demnach zentral, wenn wir die Armut in den Regionen nachhaltig bekämpfen wollen», erklärt Patrica Danzi. 

Direkter Kontakt schafft Vertrauen vor Ort

Die IZA-Strategie ist so konzipiert, dass die internationale Zusammenarbeit der Schweiz flexibel an neue Herausforderungen angepasst werden kann. «Die Strategie verfügt über verschiedene Mechanismen, damit wir gezielt auf Ereignisse wie etwa Naturkatastrophen, Kriege oder eine globale Pandemie reagieren können. Eine Flexibilität, die in Zukunft immer wichtiger werden dürfte, ändern sich die Bedürfnisse in den betroffenen Regionen doch rasant», sagt die DEZA-Direktorin. «Die Schweiz hat als kleines Land ein grosses multilaterales Gewicht und verfügt über eine humanitäre Hilfe, die schnell und effizient reagieren kann. Das Vertrauen, welches wir vor Ort geniessen, ist unser grösstes Plus», ist Patricia Danzi überzeugt. 

Die Schweiz hat sich entschieden, vor Ort zu bleiben und die Menschen vor Ort zu begleiten, wenn sie es am nötigsten haben. Die Schweiz ist präsent und kann in Notsituationen den Unterschied ausmachen.
Patricia Danzi, Chefin Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit

Ein Vertrauen, das auf jahrelanger Zusammenarbeit beruht, und eines, das sich vor allem in schwierigen Situationen auszeichnet. «Gerade während der COVID-19-Krise haben viele Länder ihre Mitarbeitenden vor Ort nach Hause geholt. Die Schweiz hat sich entschieden, vor Ort zu bleiben und die Menschen vor Ort zu begleiten, wenn sie es am nötigsten haben. Die Schweiz ist präsent und kann in Notsituationen den Unterschied ausmachen. Dieses Engagement schafft Vertrauen und wird nicht so schnell vergessen.» 

Dieses Vertrauen vor Ort selbst spüren und die Arbeit der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz im Feld erleben zu können, darauf freut sich die neue DEZA-Direktorin nach ihren ersten 100 Tagen im Amt ganz besonders.

IZA-Strategie 2021–2024

Die IZA-Strategie ist ein aussenpolitisches Werkzeug der Schweiz, um gestützt auf die Bundesverfassung weltweit Not und Armut zu lindern, die Einhaltung der Menschenrechte zu verbessern, Demokratie zu fördern und die Umwelt zu schonen. Für die Jahre 2021–2024 werden folgende thematische Schwerpunkte gesetzt:

  • die Schaffung von menschenwürdigen Arbeitsplätzen vor Ort
  • der Kampf gegen den Klimawandel
  • die Reduktion der Ursachen von Flucht und irregulärer Migration
  • das Engagement für Rechtsstaatlichkeit

Der Bundesrat will die Wirkung der IZA durch diese vier thematischen Schwerpunkte, geographische Fokussierung, Innovation und den Einsatz digitaler Technologien verbessern. Zudem ermöglicht die Neuausrichtung, flexibler auf Krisen und Chancen zu reagieren. Der Bundesrat hatte die thematischen und geografischen Schwerpunkte für die nächsten vier Jahre im Februar festgelegt. In der Sommersession 2020 hat der Nationalrat das Geschäft gutgeheissen, in der Herbstsession 2020 nimmt sich der Ständerat der Strategie an. Mehr zur IZA-Strategie der Schweiz

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