Carl Lutz: «Die Gesetze des Lebens sind nun einmal stärker als menschliche Paragraphen»

Am 12. Februar 2020 jährt sich der Todestag von Carl Lutz zum 45. Mal, er wäre in diesem Jahr 125 Jahre alt geworden. Den Schutzbriefen des Schweizer Vizekonsuls, der von 1942 bis 1945 in der Schweizerischen Gesandtschaft in Ungarn stationiert war, verdanken zehntausende Jüdinnen und Juden von Budapest ihr Leben. 2018 hat das EDA in Anwesenheit von Bundesrat Ignazio Cassis ein Sitzungszimmer zu Carl Lutz’ Ehren benannt. Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten organisiert die Carl Lutz Gesellschaft am 12. Februar 2020 ein Konzert in Bern.

12.02.2020
EDA
Carl Lutz sitzt auf einer Badewanne in einem vom Krieg gezeichneten Raum.

Carl Lutz entwickelte während der deutschen Besatzung in Ungarn im Zweiten Weltkriegs Methoden, dank denen 62'000 Juden gerettet werden konnten. © Archiv für Zeitgeschichte ETH Zürich / Agnes Hirschi

Schwarz-weiss Portrait von Carl Lutz.
Carl Lutz. © Keystone

Carl Lutz wurde am 30. März 1885 im Kanton Appenzell Ausserrhoden geboren und trat 1920 in die Dienste des Eidgenössischen Politischen Departements (heute EDA) ein. Bis zu seiner Pensionierung 1961 war er im konsularischen Dienst tätig.

Ab 1942 war Carl Lutz als Leiter der Abteilung für fremde Interessen der Schweizer Gesandtschaft in Budapest stationiert. Dort war er unter anderem mitverantwortlich für die Auswanderung von Juden nach Palästina (unter britischem Mandat). Nach der deutschen Besetzung im März 1944 entwickelte er mit seinem Team Wege, um Juden vor allem von Budapest zu schützen.

Die List der Schutzbriefe

Nach der deutschen Besatzung Ungarns wurden mehr als 400'000 Juden aus der Provinz nach Auschwitz deportiert und ermordet, bis die Horthy-Regierung im Juli 1944 einen Deportationsstopp beschloss. Lutz errichtete ein diplomatisch-humanitäres Schutzsystem. Der Schweizer Vizekonsul handelte die Ausstellung von 8000 Schweizer Schutzbriefen aus für diejenigen Juden, die nicht mehr nach Palästina ausreisen durften.

Schwarz-weiss Fotografie von einer grossen Masse jüdischer Personen, die sich vor der Schweizer Vertretung im Oktober 1944 versammeln und um Schutzbriefe bitten.
Verängstigte Juden bitten um Schutzbriefe, Oktober/November 1944 in Budapest. © Archiv für Zeitgeschichte ETH Zürich / Agnes Hirschi

Carl Lutz und sein Team erstellten aber viel mehr Schutzbriefe und nummerierten sie immer von 1 bis 8000, damit nicht auffiel, dass er deutlich mehr als 8000 Schutzbriefe ausstellte. Dadurch fiel die Vervielfältigung der Schutzbriefe den Deutschen nicht auf. Der Sturz der Horthy-Regierung durch die nationalsozialistischen Pfeilkreuzler im Oktober 1944 verschärfte die Situation für die jüdische Bevölkerung. Daraufhin wurden zahlreiche Juden in 72 Häusern untergebracht, die unter diplomatischem Schutz der Schweiz standen.

Nach der Befreiung Budapests durch die Rote Armee, kehrte Carl Lutz zurück in die Schweiz und setzte seine Karriere innerhalb des Aussendepartements fort. Er starb am 12. Februar 1975 in Bern.

Die Tat von Carl Lutz und seinem Team gilt heute als eine der grössten zivilen Rettungsaktion von Jüdinnen und Juden während des Zweiten Weltkriegs.

Carl Lutz Saal in den Räumlichkeiten des EDA

Am 12. Februar 2018 benannte das EDA in Anwesenheit von Bundesrat Ignazio Cassis im Gedenken an Carl Lutz einen Sitzungsraum.

«Dieser Raum ist allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Departements gewidmet, die wie Carl Lutz, Harald Feller, Gertrud Lutz-Fankhauser, Ernst Vonrufs und Peter Zürcher 1944–1945 in Budapest eine grosse Menschlichkeit bewiesen haben, die uns ein Ansporn sein muss.»
Bundesrat Ignazio Cassis

Der Text der Gedenktafel im Innern des Sitzungsraums erinnert daran, dass die Werte der Menschlichkeit und des Mutes, von denen sich Lutz und sein Team leiten liessen, eine Inspiration für die Schweizer Diplomatie bleiben müssen.

Konzert und Ausstellung im Gedenken an Carl Lutz

2020 jährt sich der Geburtstag von Carl Lutz zum 125. Mal. Zu seinen Ehren lädt die Carl Lutz Gesellschaft zum Gedenkkonzert ein: am Mittwoch, den 12. Februar 2020, um 18:00 in der Pauluskirche Bern.

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