Fairplay und Vielfalt

Im Vorfeld der UEFA-Frauen-EM 2025 organisierte die Sektion Chancengleichheit des EDA die Veranstaltung «Fairplay und Vielfalt: EDA meets Women’s EURO». Lara Dickenmann, Botschafterin der UEFA Women’s EURO 2025, und Miriam Ganzfried, Delegierte für Chancengleichheit, erklären welche Rolle Fussball im gesellschaftlichen Wandel einnimmt.

26.06.2025
Bildaufnahme der Veranstaltung «Fairplay und Vielfalt: EDA meets Women’s EURO».

Im Rahmen der UEFA-Frauen-EM 2025 organisierte die Sektion Chancengleichheit des EDA die Veranstaltung «Fairplay und Vielfalt: EDA meets Women’s EURO». © EDA

Die Schweiz ist dieses Jahr Gastgeberin der UEFA-Frauen-EM 2025. Vom 02. bis 27. Juli treten insgesamt 16 Teams gegeneinander an. Insgesamt gibt es acht Austragungsorte, einer davon ist die Stadt Genf, Sitz des Zentrums für Sport und Menschenrechte. Das Zentrum wurde 2018 im Rahmen eines Dialogs zwischen verschiedenen Akteuren gegründet und 2021 in einen Verein nach Schweizer Recht überführt, dessen Gründungsmitglied das EDA ist. Mithilfe der «Good Governance» bei der die Aktivitäten im Sport die Einhaltung der Menschenrechte im Mittelpunkt stehen, kann Sport wie beispielsweise der Fussball Menschenrechte, nachhaltige Entwicklung, Solidarität und soziale Inklusion fördern. Das Zentrum setzt sich für die Verbesserung der Menschenrechtssituation im Sport ein und arbeitet mit allen Akteuren zusammen, damit an sportlichen Grossveranstaltungen wie den Olympischen Spielen oder Fussball-Meisterschaften die Menschenrechte aller geachtet werden.

UEFA Women’s EURO 2025: Unterzeichnung Menschenrechtserklärung

Anfang März 2025 unterzeichnete die Schweiz eine Menschenrechtserklärung für die Fussball-Europameisterschaft der Frauen 2025 in der Schweiz. Zusammen mit der UEFA, der Women’s Euro 2025 SA, dem SFV und allen Austragungsstädten bekennt sich die Schweiz zu Diversität, Chancengleichheit und Inklusion im und durch den Sport. Sie setzen damit ein Zeichen für den Sport und die Gesellschaft. Ziel ist es, anlässlich der Europameisterschaft 2025 den Werten und Erwartungen hinsichtlich Nachhaltigkeit, Ethik und Chancengleichheit gerecht zu werden, diese zu festigen und weiterzuvermitteln.

Menschenrechte und Sport: Die Schweiz als Brückenbauerin

Die Schweiz, Sitz von über 70 internationalen Sportverbänden, setzt sich für die Einhaltung der Menschenrechte im Sport ein. Im Zentrum steht die Verbesserung der Menschenrechtssituation im Sport und der Schutz von potenziellen Betroffenen, darunter Athleten und Athletinnen, Gemeinschaften, Arbeitnehmende, Fans, der Presse sowie ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Dieser Einsatz ist Teil der Umsetzung der UNO-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, wie im entsprechenden Nationalen Aktionsplan vorgesehen (Massnahme 7 des aktualisierten NAP 2024-2027).

Genf: Zentrum des globalen Sports und der Menschenrechte

Mehr als 70 internationale Sportverbände haben ihren Sitz in der Schweiz, darunter auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) und der europäische Fussballverband UEFA, beide am Genfersee ansässig. Vor diesem Hintergrund wurde im internationalen Genf das Zentrum für Sport und Menschenrechte gegründet. Mit seinem Hauptsitz in einer der weltweit bedeutendsten Städte für die Förderung der Menschenrechte, verfolgt das Zentrum das Ziel, alle Akteure im Sport für ihre Verantwortung in diesem Bereich zu sensibilisieren und sie zu entsprechendem Handeln zu bewegen.

Fairplay und Vielfalt: EDA meets Women’s EURO

Im Rahmen der UEFA-Frauen-EM 2025 organisierte die Sektion Chancengleichheit des EDA die Veranstaltung «Fairplay und Vielfalt: EDA meets Women’s EURO», die sich mit der Entwicklung des Frauenfussballs in der Schweiz sowie dessen Perspektiven und Herausforderungen befasst – vom Rasen bis hin zu institutionellen und politischen Strukturen. Am Gespräch nahmen Lara Dickenmann (Botschafterin der UEFA Women’s EURO 2025), Audrey Remy (Mittelfeldspielerin BSC YB), Dr. Marianne Meier (Autorin des Buchs «Das Recht zu kicken. Die Geschichte des Schweizer Frauenfussballs») und Gian-Marco Caggia (Präsident Femina Kickers Worb) teil. 

Wir stellten Lara Dickenmann und Miriam Ganzfried, Delegierte des EDA für Chancengleichheit Fragen zum Thema Fairplay und Vielfalt im Frauenfussball.

Bild von Dr. Marianne Meier, die das Buch «Das Recht zu kicken. Die Geschichte des Schweizer Frauenfussballs» während des Events vorstellte.
Dr. Marianne Meier stellte das Buch «Das Recht zu kicken. Die Geschichte des Schweizer Frauenfussballs» während des Events vor. © EDA

Frau Dickenmann,  welche Rolle nimmt Fussball in der Förderung der Gleichstellung und im gesellschaftlichen Wandel ein?

Fussball hat eine enorme Reichweite und macht Frauen sichtbarer – in einem Bereich, der lange von Männern dominiert war. Ereignisse wie die UEFA Women’s EURO 2025 stärken das öffentliche Bewusstsein für Frauen im Sport. Spielerinnen und Funktionärinnen werden zu Vorbildern, die inspirieren und neue Wege aufzeigen. Fussball kann Stereotype aufbrechen und die Wahrnehmung der Frau als leistungsstarke Sportlerin nachhaltig verändern.

Frau Dickenmann, wo sehen Sie Perspektiven und Herausforderungen?

Perspektiven liegen in der wachsenden Sichtbarkeit, Professionalisierung und gesellschaftlichen Relevanz des Frauenfussballs. Herausforderungen bestehen in der nachhaltigen Finanzierung, dem strukturellen Ausbau, beispielsweise im Nachwuchs, und der echten Gleichstellung in Führungsrollen. Es braucht klare Strategien, Mut für neue Wege und Menschen, die bestehende Strukturen hinterfragen und verändern wollen.

Bild von Lara Dickenmann, Audrey Remy, Dr. Marianne Meier und Gian-Marco Caggia, die am Gespräch teilnahmen.
Am Gespräch nahmen Lara Dickenmann, Audrey Remy, Dr. Marianne Meier und Gian-Marco Caggia teil. © EDA

Frau Ganzfried, welche Rolle nehmen Institutionen und politische Strukturen bei der Förderung der Gleichberechtigung im Sport ein?

Staatliche Strukturen und Sportinstitutionen spielen eine zentrale Rolle bei der Förderung der Gleichberechtigung im Sport. Sie schaffen die notwendigen Rahmenbedingungen, entwickeln Fördermechanismen und setzen gezielt Gleichstellungsmassnahmen um.

Seit 2025 fördert der Bund mit der revidierten Sportförderungsverordnung eine ausgewogene Geschlechtervertretung in den Leitungsorganen von Sportorganisationen. Bisher sind nur rund 23% der Sportvereine (Stand 2022) von Frauen präsidiert. Auch Sportinstitutionen wie die UEFA fördern Gleichberechtigung: In ihrer strategischen Planung 2019 bis 2024 steht Frauenfussball an erster Stelle – ein deutliches Signal für die Bedeutung von Gleichberechtigung im internationalen Sport.

Frau Ganzfried, warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass junge Frauen auf der ganzen Welt Zugang zu Fussball haben?

Aus demselben Grund, aus dem junge Frauen gleichberechtigten Zugang zu allen anderen Bereichen des wirtschaftlichen, politischen und sozialen Lebens haben müssen. Studien belegen, dass Fussball besonders positive Effekte auf das Selbstvertrauen junger Frauen hat. Fussball fördert die körperliche Gesundheit, vermittelt zentrale soziale Kompetenzen wie Teamarbeit, Kommunikation und Kooperation. 

Die gezielte Förderung von jungen Frauen im Fussball wirkt weit über das Spielfeld hinaus: Sie stärkt Selbstvertrauen, Teamgeist und Führungsfähigkeiten. Gleichzeitig trägt sie dazu bei, Geschlechterstereotype abzubauen – und ist damit ein wirkungsvolles Instrument zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter.

Welche zentralen Erkenntnisse oder Take-aways haben Sie aus der Veranstaltung «Fairplay und Vielfalt: EDA meets Women’s EURO» gewonnen, die Sie zur Förderung der Chancengleichheit organisiert haben?

Das erste zentrale Take-away war für mich die Bedeutung von Sichtbarkeit und Vorbildern im Frauenfussball. Diese Relevanz reicht weit über den Sport hinaus, sie zeigt sich ebenso in Politik, Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Bereichen. Es ist wichtig, Frauen sichtbar zu machen und ihnen Räume zu geben, um als Vorbilder wirken zu können. Denn “seeing ist believing”. Zweitens, Chancengleichheit ist ein Thema, das alle angeht. Es braucht Menschen, die sich unabhängig vom Geschlecht aktiv für Chancengleichheit im Sport und darüber hinaus einsetzen. In einer gleichberechtigten Gesellschaft sollte es selbstverständlich sein, dass Frauen Männerteams trainieren – genauso, wie Männer Frauenteams coachen.

Praktische Instrumente: «Roadmap to remedy»

Das Projekt «Roadmap to Remedy» hat das Ziel, faire Verfahren, fundierte Entscheidungen und langfristige Lösungen zu schaffen, um Betroffenen von Missbrauch im Sport ausreichende und sichere Aufklärungs- und Lösungsmechanismen zu bieten. Das Zentrum für Sport und Menschenrechte hat gemeinsam mit verschiedenen Akteuren untersucht, wie der Sport besser auf Missbrauchsvorwürfe reagieren kann, um notwendige Verbesserungen bei der Aufarbeitung und Wiedergutmachung zu ermitteln. Die "Roadmap to Remedy" bietet praktische Tools und Anleitungen, um Missbrauch im Sport effektiv anzugehen. Sie beinhaltet konkrete Hilfsmittel für Ermittler und Berichterstatter, inklusive Beispiele guter und schlechter Praktiken, und unterstützt den sicheren Umgang mit betroffenen Personen. Darüber hinaus führt die Roadmap in einen traumasensiblen Ansatz für Sportorganisationen ein, um das Bewusstsein zu schärfen und die Implementierung praktischer Empfehlungen zu fördern. Ihr Ziel ist es, Sportverbände zu ermutigen, weitere Schritte in diese Richtung zu unternehmen.

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