Sport als universelle Sprache des Wandels und Zusammenhaltes
Women’s EURO 2025 – Spiel und Stimme: Sport und Medien nehmen eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Wandel ein. Sechs Medienschaffende aus der Sahelzone erhalten während ihres Besuchs in der Schweiz Einblicke in internationale Sport- und Menschenrechtsinstitutionen. Organisiert wird das Projekt von Cédrine Beney, Sonderbotschafterin des EDA für die Sahelzone, der Abteilung Frieden und Menschenrechte des EDA, sowie der Fondation Hirondelle. Zwei der Teilnehmenden berichten von ihren Eindrücken.

Sechs Medienschaffende aus der Sahelzone erhalten während ihres Besuchs in der Schweiz Einblicke in internationale Sport- und Menschenrechtsinstitutionen. © Fondation Hirondelle
Sprache verbindet, so auch der Sport. Als universelle Sprache überwindet der Sport nicht nur soziale, kulturelle und politische Grenzen, sondern fördert auch den sozialen Zusammenhalt und schafft Möglichkeiten für zivilgesellschaftlichen Einsatz. Gerade in Regionen mit fragilen politischen Strukturen, wie etwa der Sahelzone, sind Räume für die Teilnahme zivilgesellschaftlicher Gruppen von besonderer Bedeutung, um soziale Inklusion zu fördern und den nationalen Zusammenhalt zu stärken.
Fussball und Medien im Dienst des Dialogs
Sport und somit auch Fussball ist mehr als eine Freizeitaktivität, er ist ein Katalysator für Frieden. Als Brücke zwischen Gemeinschaften vermittelt Fussball die Botschaft der Gleichheit, insbesondere der Geschlechtergleichheit und bietet für viele Jugendliche in Ländern der Sahelzone, die mit Herausforderungen in den Bereichen Sicherheit, Wirtschaft und Institutionen konfrontiert sind, Raum für Sicherheit.
Durch die Förderung von Gleichheit, sozialer Inklusion und nationalem Zusammenhalt leistet Fussball einen wichtigen Beitrag zum Frieden. Doch nicht nur der Sport selbst wirkt gesellschaftlich, auch die mediale Begleitung spielt eine zentrale Rolle: Journalistinnen und Journalisten im Sport tragen aktiv zum gesellschaftlichen Wandel bei. Ihre Berichterstattung über sportliche Ereignisse und die damit verbundenen Werte wie Gerechtigkeit und Gleichstellung macht gesellschaftliche Dynamiken sichtbar und stärkt den öffentlichen Dialog. Die Women’s EURO 2025 ist eine solche Plattform, die Zusammenhänge zwischen Sport, Menschenrechte und Gleichstellung aufzeigt.
Women’s Africa Cup of Nations (WAFCON), Morocco 2025
Zeitgleich zur Women’s EURO 2025 in der Schweiz richtet sich der Blick Afrikas gespannt auf Marokko. In fünf marokkanischen Städten findet die 15. Ausgabe des alle zwei Jahre stattfindenden afrikanische Frauenfussballturnier «Women’s Africa Cup of Nations» (WAFCON) statt. Vom 5. bis 26. Juli 2025 nehmen insgesamt 12 Nationalmannschaften teil, darunter auch Mali, vertreten durch sein Team aus der westafrikanischen Sahelregion. Organisiert wird das Turnier von der Confederation of African Football (CAF), das wie die UEFA eines der sechs Kontinentalverbänden des Fussball-Weltverbands FIFA ist.
Sport als redaktionelles und pädagogisches Instrument

Die Fondation Hirondelle (Media for Peace and Human Dignity), eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Lausanne, nutzt die strategische Chance, den Sport als redaktionelles und pädagogisches Instrument einzusetzen und bindet deshalb regelmässig Sportereignisse in ihre Arbeit ein. Die Organisation setzt sich für den Zugang zu zuverlässigen, lokalen und unabhängigen Informationen in Krisen- und Konfliktgebieten ein – insbesondere in der französischsprachigen Region Afrikas, indem sie Radiosender durch die Ausbildung von Journalistinnen und Journalisten, die Ausarbeitung von Redaktionsleitfäden unterstützt oder Ausrüstung finanziert. Im Jahr 2023 erreichten die Medienangebote der Fondation Hirondelle weltweit rund 10 Millionen Menschen.

Für viele Medienschaffende aus der Sahelzone bleibt der Zugang zu internationalen Sportinstitutionen oft fern. Daher organisierte die Fondation Hirondelle mit Unterstützung der Abteilung Frieden und Menschenrechte des EDA im Rahmen der Women’s EURO 2025 einen Besuch von sechs Journalistinnen und Journalisten aus der Sahelzone in der Schweiz. Der Aufenthalt in der Schweiz, dem internationalen Standort für Sport und Menschenrechte bietet ihnen daher eine wertvolle Gelegenheit: Sie gewinnen Einblick in die Abläufe der globalen Sport-Gouvernanz, setzen sich mit ethischen Standards und Regulierungsmechanismen auseinander und knüpfen direkte Kontakte zu zentralen Akteuren der internationalen Sportwelt.
Uns interessierte, welche Bedeutung der Fussball im jeweiligen Herkunftsland der Journalistinnen und Journalisten hat und welche Eindrücke und Erkenntnisse sie aus ihrem Aufenthalt in der Schweiz mitnehmen.
Welche gesellschaftliche Bedeutung hat Fussball?
Salamatou Kadri, Sportjournalistin im Studio Kalangou im Niger:
In Niger spielen Sport im Allgemeinen und Fussball im Besonderen eine sehr wichtige soziale Rolle. Als beliebteste Sportart neben dem traditionellen Ringen ist Fussball ein einzigartiger Kanal, um wichtige Botschaften zu vermitteln und gegen Jugendarbeitslosigkeit, gewalttätigen Extremismus, Stereotypen, Armut und geschlechtsspezifische Diskriminierung anzukämpfen. Fussball ist ein Faktor des Zusammenhalts, der dazu beiträgt, wachsende Ungleichheiten abzubauen und die Selbstbestimmung von Frauen und Jugendlichen zu stärken. Er ist auch ein Faktor, der die sozialen Bindungen in den Gemeinschaften in Niger stärkt. Für ein riesiges Land, das doppelt so gross ist wie Frankreich, ist all dies von entscheidender Bedeutung, um die sozioökonomische Politik des Landes zu beeinflussen.
Martin Kaba, Sportjournalist beim Studio Yafa in Burkina Faso:
In Burkina Faso spielt Fussball eine wichtige Rolle für den sozialen Zusammenhalt. Seit dem Erfolg der Étalons bei der Afrikameisterschaft 2013 bringt er die verschiedenen Schichten der Gesellschaft über politische Grenzen hinweg zusammen. Heute bringt er Binnenflüchtlinge und Aufnahmegemeinschaften einander näher, und seine Wirkung zeigt sich sogar in einem Rückgang der Gewalt bei grossen Wettbewerben. Bislang konnte keine Studie die Gründe für diesen Rückgang der Gewalt während dieser Zeiträume erklären, aber diese Tatsache zeigt die Bedeutung des Fussballs auch in Krisenzeiten. Er trägt zudem zur Gleichstellung von Frauen und Männern bei, fördert die Selbstbestimmung und bricht Stereotypen auf. Heute ermutigen Eltern beispielsweise Jungen und Mädchen gleichermassen, nach der Schule Sport zu treiben. Kurz gesagt, Fussball ist ein Faktor für Zusammenhalt, Zusammenleben und Frieden und ein wichtiges Instrument, eine Freizeitbeschäftigung und ein Sport, um soziale Barrieren und überholte Vorstellungen zu überwinden.
Frage: Welche Eindrücke und Erkenntnisse nehmen sie aus ihrem Aufenthalt in der Schweiz mit?
Salamatou Kadri:
Mein Aufenthalt in der Schweiz war grossartig. Ich habe viel über Sport und Menschenrechte im Sport gelernt. Ich möchte der Fondation Hirondelle und dem EDA für diese schöne Initiative danken.
Martin Kaba:
Dieser Aufenthalt hat mir gezeigt, dass die Herausforderungen in Burkina Faso und hier in der Schweiz in Bezug auf den Frauenfussball praktisch dieselben sind. Der Sport ist zwar auf dem Vormarsch, aber es gibt noch viele Hindernisse. Ich stelle jedoch eine grosse Entwicklung in unseren beiden Ländern fest. Und diese schöne Gelegenheit der Frauen-EM wird diese Entwicklung weiter stärken. Das mit 26 535 Fans gefüllte Stadion beim Halbfinale zwischen England und Italien gibt Anlass zu grosser Hoffnung. Hoffen wir, dass dieser Wettstreit in den kommenden Tagen, Monaten und Jahren sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Entscheidungsträgern weitergeht. Während unseres Aufenthalts hatten wir auch Gelegenheit, uns mit dem Zentrum für Sport und Menschenrechte, dem CIES und der AIPS auszutauschen, die in diesem Bereich wichtige Arbeit leisten. Dieser Besuch ist eine schöne Gelegenheit, die vom EDA und der Fondation Hirondelle geboten wird, um andere Realitäten und all das kennenzulernen, was für die Entwicklung des Fussballs und insbesondere des Frauenfussballs getan wird.
Die Lösung von Krisen und der Aufbau von friedlichen Gesellschaften bedingt unabhängige, glaubwürdige, inklusive sowie unparteiische Informationen und trägt zur Erreichung des nachhaltigen Entwicklungsziels 16 «Frieden, Gerechtigkeit und Starke Institutionen» der Agenda 2030 bei. Seit 2013 ist die Fondation Hirondelle institutioneller Partner der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und unterstützt diese bei der Umsetzung und Erreichung des SDG 16 sowie des Artikels 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, welcher den Zugang zu Informationen als universelles Recht anerkennt. Die Stärkung der Rechtsstaatlichkeit durch die Förderung unabhängiger Medien und zivilgesellschaftlicher Kontrolle ist Bestandteil der Aussenpolitischen Strategie der Schweiz.