Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit: die Schweiz am hochrangigen politischen Forum der UNO in New York

Vom 14. bis 23. Juli 2025 findet in New York das Hochrangige politische Forum für nachhaltige Entwicklung (HLPF) der UNO statt. Das jährliche Treffen ist das wichtigste Instrument, um die Fortschritte der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung auf globaler Ebene zu beurteilen. Am Rande des Forums organisiert die Schweiz, die mit einer starken Delegation aus vier Departementen (EDA, UVEK, WBF und EDI) vor Ort ist, gemeinsam mit Katar und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) einen Side-Event zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum und menschenwürdiger Arbeit.

Zwei Arbeiter in blau-roten Overalls arbeiten in einem Hangar an einem Reaktor.

Produktivität und menschenwürdige Arbeit sind eng miteinander verknüpft und können sich gegenseitig gar verstärken, sofern die Rahmenbedingungen dafür gegeben sind. © ILO

Seit 2016 beurteilt das Hochrangige politische Forum für nachhaltige Entwicklung (HLPF) der UNO die Fortschritte bei der Umsetzung der Agenda 2030. Am Forum, das unter der Leitung des Wirtschafts- und Sozialrats (ECOSOC) steht, erstatten die Mitgliedstaaten Bericht über ihre Fortschritte und Herausforderungen bei der Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG). Jedes Jahr wird eine Auswahl der insgesamt 17 SDG einer eingehenden Prüfung unterzogen. Im Fokus des HLPF 2025 stehen die folgenden fünf SDG: Gesundheit (Ziel 3), Geschlechtergleichstellung (Ziel 5), nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit (Ziel 8), Ozeane (Ziel 14) sowie Partnerschaften zur Erreichung der Ziele (Ziel 17).

Die Schweiz und die Agenda 2030

Die von den UNO-Mitgliedstaaten im Jahr 2015 verabschiedete Agenda 2030 umfasst 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) und 169 Unterziele. Der Bundesrat erachtet die Agenda 2030 als wichtigen Referenzrahmen für die Nachhaltigkeitspolitik der Schweiz. Dieser Ansatz stützt sich auf den Bundesratsbeschluss von 2018 und die im Jahr 2021 verabschiedete Strategie Nachhaltige Entwicklung (SNE 2030). Die Schweiz setzt sich für die Umsetzung der Ziele und Unterziele der Agenda 2030 ein und fördert den Erfahrungsaustausch auf internationaler Ebene.

2026 wird die Schweiz ihren dritten freiwilligen Länderbericht über den Umsetzungsstand der Agenda 2030 vorlegen und unterstreicht damit ihre Bemühungen um Transparenz und Rechenschaftspflicht im Bereich der SDG.

Medienmitteilung: UNO-Nachhaltigkeitsziele: Schweiz ruft alle Akteure zu verstärkter Zusammenarbeit auf, 18.07.2025

Eine Ausbilderin mit einem gelben Helm hilft einem Auszubildenden in einer Werkstatt.
Ein innovativer Ansatz, um Lücken in Bezug auf die Produktivität und menschenwürdige Arbeit zu schliessen, ist das gemeinsam von der ILO und der Schweiz erarbeitete Programm. © ILO

Dieses Jahr ist die Schweiz in New York mit einer starken Delegation unter der Leitung von Markus Reubi, dem Delegierten des Bundesrates für die Agenda 2030, vertreten. Die Delegation setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE), der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) und des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) zusammen.

Markus Reubi betont, dass der kooperative Ansatz bei der Umsetzung der SDG trotz der wachsenden geopolitischen Herausforderungen und des Drucks auf den Multilateralismus von zentraler Bedeutung bleiben muss: «Die Ziele der Agenda 2030 können nur erreicht werden, wenn die Staaten mit nichtstaatlichen und regionalen Akteuren sowie mit der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten». In diesem Zusammenhang unterstreicht er die Rolle des internationalen Genf als dynamische Plattform zur Schaffung von Netzwerken, die für das Erreichen gemeinsamer Fortschritte von entscheidender Bedeutung sind.

Ziel 8 im Fokus: ein auf menschenwürdige Arbeit ausgerichtetes Wirtschaftswachstum fördern

Im Mittelpunkt eines gemeinsam von der Schweiz mit Katar und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) organisierten Side-Events steht das Ziel 8 der Agenda 2030: ein dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum sowie produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle zu fördern. 

Der Anlass soll die Verbindung zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und sozialem Fortschritt untersuchen. Die Schweiz und ihre Partner betonen insbesondere, dass Wirtschaftspolitik nicht automatisch zu sozialem Fortschritt führt, obwohl die beiden Elemente eng miteinander verknüpft sind. So bestehen neben dem kontinuierlichen globalen Wirtschaftswachstum auch zunehmende Ungleichheiten zwischen und innerhalb der Länder, eine Stagnation bei der weltweiten Armutsbekämpfung und anhaltende Defizite bei der menschenwürdigen Arbeit, insbesondere im informellen Sektor. Um die Umsetzung der Agenda 2030 zu gewährleisten, müssen demnach dringend Überlegungen zur sozialen Entwicklung in die Prioritäten und Strategien der wirtschaftlichen Entwicklung einbezogen werden. 

Deshalb will der von der Schweiz mitorganisierte Event dafür sensibilisieren, wie wichtig die Förderung eines menschenorientierten Wirtschaftswachstums ist. Ausserdem sollen die Teilnehmenden dazu befähigt werden, innovative politische Massnahmen zu erkennen, die die Ziele der wirtschaftlichen Entwicklung und des sozialen Fortschritts berücksichtigen und miteinander verknüpfen. Der Anlass beleuchtet zudem mehrere aktuelle weltweite Herausforderungen. 

Produktivität und menschenwürdige Arbeit sind eng verknüpft

Produktivität und menschenwürdige Arbeit sind eng miteinander verknüpft und können sich gegenseitig gar verstärken, sofern die Rahmenbedingungen dafür gegeben sind. Eine höhere Produktivität geht mit höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen einher, und menschenwürdige Arbeitsplätze steigern die Arbeitsproduktivität. Allerdings hemmt die Verlangsamung des Produktivitätswachsums, die in den letzten zwanzig Jahren weltweit trotz grosser technologischer Fortschritte zu beobachten ist, die Förderung menschenwürdiger Arbeit erheblich, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen. Ein innovativer Ansatz, um Lücken in Bezug auf die Produktivität und menschenwürdige Arbeit zu schliessen, ist in diesem Zusammenhang das gemeinsam von der ILO und der Schweiz erarbeitete Programm «produktivitätsbezogene Ökosysteme für menschenwürdige Arbeit». Mit einer Reihe von Faktoren zur Befähigung von Politik, Branchen und Unternehmen trägt dieser systemische Ansatz zu einem positiven Kreislauf zwischen besseren Arbeitsbedingungen und höherer Produktivität bei und fördert eine inklusive und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, die im Sinne von SDG 8 allen Gesellschaftsgruppen zugutekommt. 

Weitere zu berücksichtigende Faktoren sind die ungleichen Auswirkungen der Globalisierung und des Klimawandels sowie der Zugang zu technologischen Innovationen. Botschafterin Valérie Berset Bircher vom SECO zufolge «sollen die Entwicklungsländer beim Übergang zu einer formellen Wirtschaft, der Entwicklung ihres Privatsektors und ihrer Integration in die Weltwirtschaft begleitet werden». Dazu arbeitet die Schweiz eng mit verschiedenen internationalen Akteuren wie mit Finanzinstitutionen, UNO-Organisationen, dem Privatsektor und der Zivilgesellschaft zusammen.

Vorbereitung des Weltsozialgipfels in Katar

Der von der Schweiz in New York organisierte Side-Event dient der Vorbereitung für den zweiten Weltgipfel für soziale Entwicklung, der im November 2025 in Doha, Katar, stattfindet. Er soll pragmatische Diskussionen anregen und im Vorfeld des Gipfels in Doha eine positive Dynamik schaffen. Der Weltsozialgipfel bietet die Gelegenheit, die Wirtschaftspolitik und die Ziele des sozialen Fortschritts auf globaler und nationaler Ebene stärker aufeinander abzustimmen, um eine nachhaltige und integrative Entwicklung zu gewährleisten. 

Vor dem aktuellen Hintergrund erachtet die Schweiz insbesondere einen wirksamen und widerstandsfähigen Multilateralismus als entscheidend, um die Ziele der Agenda 2030 zu erreichen. «Der Multilateralismus ist stark unter Druck», erklärt Markus Reubi. «Die Schweiz bekräftigt ihr Engagement für den Multilateralismus und die Wirksamkeit des UNO-Systems. Die globalen Krisen können nur gemeinsam und über die UNO gelöst werden.» 

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